Lehren und Lernen
Entfachen Sie die Leidenschaft zwischen Forschung und Lehre neu – mit guten Fragen und ganz ohne Paartherapie!
15. Juli 2025

Foto: Rosy / Bad Homburg / Germany from Pixabay
A: Hast du von den Trennungsgerüchten gehört?
B: Ne, aber ich weiß direkt, von wem du sprichst! F und L oder? Die benehmen sich mir gegenüber in letzter Zeit auch total komisch! L drängelt sich echt immer vor und tut so, als sei es das Wichtigste auf der Welt, dabei ist es mir total wichtig, auch Zeit mit F zu haben.
C: Witzig, bei mir ist es das Gegenteil: Ich habe in den letzten Wochen richtig gute Gespräche mit F geführt und dabei L ein bisschen aus den Augen verloren. Dabei hatte ich früher auch mit L immer ganz anregende Stunden verbracht. Aber das war schon lange nicht mehr so.
A: Dass man die beiden zusammen sieht, ist auf jeden Fall seltener geworden. Aber dass sie sich trennen, kann ich mir einfach nicht vorstellen! Die beiden sind schon so lange ein Paar! Und sie gehören doch zusammen wie Butter und Brot, Topf und Deckel, Forschung und Lehre!
B: Meint ihr, wir sollten zusammenlegen und ihnen zum Jahrestag eine Paartherapie schenken?
Wenn Sie auch das Gefühl haben, dass die Beziehung zwischen F und L manchmal angespannt ist, haben wir eine Idee, was Sie tun können, ohne Tausende von Euro in Paartherapie zu investieren (und zu riskieren, dass die beiden sich etwas auf den Schlips getreten fühlen).
Das Forschen zur eigenen Lehre und zum Lernen der Studierenden, die das eigene Lehrangebot nutzen, ist international als Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) bekannt. Für Sie als Lehrende stellt es nicht nur die Chance dar, die Lehre wissenschaftlich weiterzuentwickeln. SoTL gibt Ihnen auch die Möglichkeit, Fragen nachzugehen, die Sie immer schon mal beantworten wollten, die Ihnen spontan interessant erscheinen oder die Ihnen völlig neue Perspektiven auf Ihre Lehre eröffnen.
Sie müssen also nicht erst einmal Wochen oder Monate damit verbringen, nach einer Forschungslücke zu suchen, sondern beginnen einen Suchprozess in Ihrem eigenen Alltag; zum Beispiel in Anekdoten, die Sie von einer Kollegin aufschnappen: Wie viel ist an der Vermutung dran, dass Studierende in der Bearbeitung von Aufgaben in dem Fach, in dem Sie lehren, KI-Anwendungen nicht fachgerecht einsetzen? Was ist eigentlich ein fachgerechter Einsatz nach aktuellem Stand und wie können Sie das didaktisch aufgreifen?
Vielleicht ist die Anekdote der Kollegin für Sie aber auch nicht interessant, sondern Ihnen liegt viel daran, dass Sie, bei aller Vielfalt, möglichst viele Studierende mitnehmen auf ihrem Weg ins disziplinäre Denken und Handeln sowie zum erfolgreichen Studienabschluss. Mit welchen Vorannahmen kommen verschiedene Studierende in Ihre Lehre? Welche Hürden sind es, die einige bisher nicht zu nehmen vermögen? Welche Konzepte im Fach sind mühsam zu erlernen und wirken transformativ auf das Denken und Handeln (sog. Threshold Concepts)?
Möglicherweise bewegt Sie aber auch die gesellschaftspolitische Lage und Sie fragen sich, was es bedeuten könnte, als Lehrperson Ihrer Disziplin genau in dieser Zeit und in Ihrer Situation “gut” zu handeln. Warum gehen Sie nicht mit Kolleg:innen dazu ins Gespräch, unterfüttern Ihren Austausch mit praktisch-philosophischer Literatur, erörtern ethische Fragen und Dilemmata?
Es sind nicht immer gleich Forschungsfragen, die Sie auf einen erkenntnisreichen Weg führen. Auch neugierige, normative und kritische Fragen können ein erster Schritt zu einer forschenden Haltung in Ihrer Lehre sein. Einer langen Beziehung zwischen Lehre und Forschung in Ihrem Arbeitsleben steht damit nichts mehr im Wege.
Weitere Frageninspiration und Quellen finden Sie auf unserem SoTL-Poster
Carla Bohndick und Alexa Brase