Wissenschaftsdidaktik
Wissenschaftsdidaktik lässt sich als eine didaktische Subdisziplin verstehen, die gleichzeitig genuiner Bestandteil wissenschaftlich-disziplinärer Arbeit ist. Sie behandelt Wissenschaft als epistemische und soziale Praxis und greift damit auch fachkulturelle Besonderheiten auf, die in der allgemeinen Hochschuldidaktik meist außen vor bleiben (müssen). Wissenschaftsdidaktik beforscht Fragen zur Generierung und Vermittlung (fach)wissenschaftlichen Wissens, Wissenskritik und Bildung durch Wissenschaft sowie Kommunikation und gegenseitige Verständigung in akademischen Kontexten.
Theoretische Forschung zur Wissenschaftsdidaktik
Buchreihe zur Wissenschaftsdidaktik
Als ein Konzept mit Tradition und Zukunft, aber noch ohne eigene systematische Forschung und Fachgemeinschaft ist die theoretische Befassung mit Wissenschaftsdidaktik eine wichtige Aufgabe. 2021 ist es gelungen, beim transcript Verlag eine Buchreihe zur Wissenschaftsdidaktik ins Leben zu rufen. Inzwischen sind vier Bände im Open Access veröffentlicht, herausgegeben von Gabi Reinmann und Rüdiger Rhein. Weitere Bände – auch von Gastherausgebern – können und sollen in der Reihe entstehen.
- Reinmann, G. & Rhein, R. (Hrsg.) (2024). Wissenschaftsdidaktik IV. Wissenschaftskommunikation. Bielefeld: transcript.
- Reinmann, G. & Rhein, R. (Hrsg.) (2023). Wissenschaftsdidaktik III. Perspektiven. Bielefeld transcript.
- Reinmann, G. & Rhein, R. (Hrsg.) (2023). Wissenschaftsdidaktik II. Einzelne Disziplinen. Bielefeld: transcript.
- Reinmann, G. & Rhein, R. (Hrsg.) (2022). Wissenschaftsdidaktik I. Einführung. Bielefeld: transcript.
Publikationsprojekte zur Wissenschaftsdidaktik als didaktische Subdisziplin
In verschiedenen Publikationsprojekten arbeiten wir theoretisch an einer Weiterentwicklung der Wissenschaftsdidaktik, analysieren das Verhältnis zur Hochschuldidaktik als einer Allgemeinen Didaktik und befassen uns mit den „internationalen Verwandten“ der Wissenschaftsdidaktik, wie zum Beispiel SoTL , Decoding the Disciplines und Threshold Concepts.
- Mitbegründung und Mitglied im Editorial Board: Journal für Allgemeine Didaktik: Das „Journal für Allgemeine Didaktik“ (JfAD) ist ein Periodikum mit double-blind Peer-Review-Verfahren und versteht sich als ein wissenschaftliches Forum zur Verankerung und Weiterentwicklung der Allgemeinen Didaktik im Austausch mit Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften, Fachwissenschaften sowie Fachdidaktiken. Hierbei sind die Lehrer:innenbildung, die Erwachsenenbildung sowie die Hochschulbildung und -didaktik besonders im Blick. Als Periodikum ist das JfAD methodenübergreifend, interdisziplinär sowie international ausgerichtet. Veröffentlicht werden empirische, theoretisch-konzeptionelle, historische, diskursive Originalbeiträge in deutscher und englischer Sprache.
- Einzelveröffentlichungen zum Thema:
Reinmann, G. (2024). Wissenschaftsdidaktik.Impact Free 56 (pdf)
Reinmann, G., Rhein, R. & Herzberg, D. (2023). Generative KI als Treiber von Wissenschaftsdidaktik – ein vorläufiges Positionspapier. Impact Free 54 (pdf)
Reinmann, G., Schmidt, M. & Vohle, F. (2022). Hochschulehre in der Mathematik – ein wissenschaftsdidaktisches Gespräch. Impact Free 47 (pdf)
Schreibdidaktische Forschung
Das wissenschaftliche Schreiben ist in hohem Maße mit der Forschungs- und Kommunikationskultur einer Disziplin verknüpft. Schreibdidaktische Forschung lässt sich deshalb als Bestandteil wissenschaftsdidaktischer Forschung verstehen. Am HUL beschäftigen wir uns in verschiedenen Konstellationen mit schreibdidaktischen Fragestellungen. Das Schreibzentrum begleitet seine Arbeit mit einer selbstreflexiv forschenden Haltung etwa dazu, wie sich Schreiben als Lerninstrument in einzelne Fachkulturen integrieren lässt, welche Veranstaltungsformate sich hierzu als produktiv erweisen, was KI-gesteuerte Textgenerierungsprogramme wie ChatGPT für das wissenschaftliche Schreiben bedeuten etc. In weiteren Projekten am HUL arbeiten wir an Fragestellungen der Vermittlung von (disziplinspezifischer) Sprache an Hochschulen, z.B. im Rahmen des Forschungszentrums Literacy in Diversity Settings. Da wissenschaftliches Schreiben ein zentrales Element des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses ist, bestehen enge Verbindungen zum Forschungsgebiet „Forschendes Lernen“ .
- Freise, Fridrun; Schubert, Mirjam (2022): Wie aus der "Langen Nacht" eine digitale "Woche" wurde. In: Journal für Schreibwissenschaft JoSch. Jg. 13, Ausg. 23, S. 44–52. [DOI: 10.3278/JOS2201W]
- Ewing, Susannah; Le Vot, Valérie (2021): Didaktische Chancen und Grenzen digitaler Begleitung von akademischen Schreibprozessen. Erfahrungsbericht aus der fremdsprachlichen Schreibpraxis. In: Fridrun Freise, Mirjam Schubert, Lukas Musumeci und Mascha Jacoby (Hg.): Writing Spaces. Wissenschaftliches Schreiben zwischen und in den Disziplinen (S. 15-27). Bielefeld: wbv (Theorie und Praxis der Schreibwissenschaft, 9). [online hier verfügbar]
- Freise, Fridrun; Schubert, Mirjam (2021): Den Disziplinen entgegengehen. Passgenaue schreibdidaktische Unterstützung von Lehrveranstaltungen in den Geisteswissenschaften. In: Regina Graßmann und Stefanie Schmitt (Hg.): Schreiben in den Fächern. Ziele - Ergebnisse - Perspektiven. (S. 116-133) Berlin, Bern, Bruxelles u.a.: Peter Lang (Textproduktion und Medium, 18).
- Freise, Fridrun; Schubert, Mirjam; Musumeci, Lukas; Jacoby, Mascha (Hg.) (2021): Writing Spaces. Wissenschaftliches Schreiben zwischen und in den Disziplinen. Bielefeld: wbv (Theorie und Praxis der Schreibwissenschaft, 9). [DOI: 10.3278/6004793w] [online hier verfügbar]
- Musumeci, Lukas; Schubert, Mirjam (2021): Writing Spaces weitergedacht: Schreibzentren als Räume der Produktivität und Bildung. In: Fridrun Freise, Mirjam Schubert, Lukas Musumeci und Mascha Jacoby (Hg.): Writing Spaces. Wissenschaftliches Schreiben zwischen und in den Disziplinen (S. 179-187). Bielefeld: wbv (Theorie und Praxis der Schreibwissenschaft, 9). [online hier verfügbar]
Transferperspektive
- Schreibzentrum
Das Schreibzentrum der Universität Hamburg, seit 2023 angesiedelt am HUL, bietet Studierenden und Lehrenden vielfältige Formate wie Workshops, Lehrkooperationen, Events und Beratung zum akamdeischen Schreiben an, um diese grundlegende Fertigkeit wissenschaftlichen Arbeitens zu fördern. - ProfCast
Seit 2023 führen wir wissenschaftsdidaktische Gespräche im Podcast-Format mit Professor:innen an der Universität Hamburg: Zwei bis dei Mal im Semester sprechen wir mit Fachwissenschaftler:innen, die ihre Erfahrungen aus der Lehre teilen wollen, dabei berichten, wie sie ihre Lehre gestalten, Probleme lösen und Ziele erreichen, welche Spielräume und Grenzen sie erleben und wie sie Lehren, Lernen und Forschen verbinden. - Decoding-Gruppe und Decoding-Beratung
Decoding the Disciplines ist ein Ansatz, der Lehrpersonen zur Reflexion ihrer Hochschullehre anregt, um sie weiterzuentwickeln. Seitdem Prof. Dr. David Pace, Mitentwickler des Ansatzes, für einen Workshop zum Thema am HUL zu Gast war (Einführungsvortrag), treffen wir uns etwa alle zwei Monate in einer interdisziplinären Gruppe Lehrender, um den Decoding-Ansatz praktisch anzuwenden. Wir bieten außerdem an, den Ansatz in Arbeitsbereichen vorzustellen. - Kooperationen zur Wissenschaftsdidaktik
Zu fachspezifischen Fragen bieten wir Mitgliedern der Fakultäten der Universität Hamburg an, mit dem HUL zu kooperieren. - Wissenschaftsdidaktik im Master Higher Education
Im Modul Wissenschaftsforschung des Studiengangs Higher Education wird Wissenschaftsdidaktik nicht nur konzeptionell diskutiert, sondern auch in wissenschaftsdidaktischen Reflexionen auf die disziplinäre Lehrpraxis bezogen.