Wintersemester 2022/2023
INFORMIERTE ENTSCHEIDUNGSFINDUNG IN DER GESUNDHEITSSORGE
Autorinnen: Julia Lühnen /Tanja Richter
An rechtliche Betreuer*innen werden hohe Anforderungen gestellt, ohne dass bisher ausreichend Qualitätskriterien definiert wurden. Mit der Reformierung des Betreuungsrechts (01.01.2023) werden erstmals Fortbildungsnachweise von zertifizierten Anbietern verpflichtend. Das Angebot soll modular sein, da Vorkenntnisse individuell anerkannt werden. Den Fortbildungsanforderungen stehen knappe zeitliche Ressourcen und ein hoher Bedarf an Flexibilität durch die Zielgruppe entgegen.
Die Autorinnen haben ein aus 4 Modulen bestehendes Präsenz-Schulungsprogramm „Informierte Entscheidungsfindung in der Gesundheitssorge“ entwickelt. Ziel ist, basierend darauf, ein Konzept für ein Schulungsangebot im Blended oder E-Learning Format zu entwickeln. In diesem Design-Based-Research (DBR) Projekt wurden daher folgende Phasen eines DBR Mesozyklus bearbeitet:
Phase 1 - Exploration und Analyse: Basierend auf den wissenschaftlichen Vorarbeiten, Erfahrungen und aktueller Literatur wurde auf die mögliche Umsetzung in einem E-Learning Format fokussiert. Bedarfe der Zielgruppe und mögliche Barrieren wurden exploriert. Die Befragten bewerteten E- Learning im Hinblick auf eine effektive Wissensvermittlung und die Integration in den Arbeitsalltag positiv. Als wichtig, aber in online Angeboten eher nicht erfüllt, wurden synchrone Nachfragemöglichkeit, kollegialer Austausch und Abwechslung vom Arbeitsalltag bewertet.
Phase 2 - Design und Konstruktion: Es wurden mögliche Konzepte für ein online Angebot entwickelt und diskutiert. Designelemente wurden exemplarisch für ein Modul der Präsenzschulung in einem E-Learning Format umgesetzt.
Phase 3 - Evaluation und Reflexion: Die Designelemente wurden in einem Usability-Test anhand leitfadengestützter Interviews überprüft. Es wurden eine Reihe von Problemen aufgedeckt, insbesondere in Bezug auf die Navigation, den Einsatz externer Elemente sowie den Umfang der Informationen als Text. Revisionsbedarf und Vorschläge zur Optimierung sowie grundsätzliche Erkenntnisse zum Einsatz von E-learning-Angeboten in der Zielgruppe wurden abgeleitet.
REFLEXIVE HALTUNG ZUM VERHÄLTNIS THEORIEGEGENSTAND UND EIGENE HALTUNG STÄRKEN: WARUM DIVERSITYMANAGEMENT NICHT OHNE 'MICH' FUNKTIONIERT
Autorin: Christine Buchwald
Studierende erhalten an Universitäten nach wie vor theoretisches Rüstzeug, um in ihrer Disziplin theoretisch und empirisch zu arbeiten. Die Zeit während des Studiums ist dabei bei vielen eine prägende Zeit – auch für die eigene Haltung und die eigene Berufslaufbahn. Gerade in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ist das Ziel eines Studiums deshalb nicht nur die Fachkenntnis zu vermitteln, sondern auch die Employability zu schärfen und global citizenship auszubilden. Um global citizenship auszubilden, " ist eine […] Reflexion der gesellschaftlich-kulturellen Voraussetzungen und insbesondere auch der Wirkungen des wirtschaftlichen Handelns in allen Bereichen nötig." (Heuchemer 2017, S. 24). Genau hier setzt das vorgestellte Projekt an: Durch angeleitete Reflexionen sollen die Studierenden verstärkt das Verhältnis zwischen den theoretischen Inhalten zu Diversity Management und
dem, was es mit ihrem eigenen Leben und ihrer eigenen Person zu hat, verstehen lernen. Das DBR-Projekt wurde in insgesamt vier Zyklen (WiSe 20 bis SoSe 22) durchgeführt und bietet Einblicke in die Nutzung von verschiedenen Reflexionsmaterialien als Instrument zur Ausbildung von global citizenship sowie Gedanken über das notwendige Vertrauen in der Studierenden-Lehrenden-Interaktion bei persönlicher Reflexion. Der Seminarkontext „Diversity Management an Hochschulen“ bietet dafür den perfekten Rahmen, da sich auch die theoretischen Inhalte um die aktuelle Lebenswelt der Studierenden drehte.
Literaturverzeichnis
Heuchemer, Sylvia (2017): Diversity Management als Voraussetzung für eine zukunftsfähige Hochschulbildung. In: Birgit Szczyrba, Timo van Treeck, Beatrix Wildt und Johannes Wildt (Hg.): Coaching (in) Diversity an Hochschulen. Hintergründe - Ziele - Anlässe - Verfahren. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 19–26.
ENTWICKLUNG EINES FÖRDERKURSES AN DER HAW HAMBURG AM BEISPIEL DER VERANSTALTUNG 'MATHEMATIK I'
Autorin: Helena Barbas
Im Rahmen meines Lehrauftrages Mathematik 1 an der HAW Hamburg unterrichte ich neben der Vorlesung auch eine Übung, die dort Förderkurs genannt wird. Dieser Förderkurs litt seit längerem unter mehreren Problemen: Die Studierenden nahmen mit niedriger Frequenz teil, Pünktlichkeit und auch (mündliche) Beteiligung ließen ebenfalls zu wünschen übrig. Im Sommersemester 2022 führte ich ein DBR-Projekt mit meinem Förderkurs durch, um diese Probleme anzugehen. Die einzelne Förderkurs-Veranstaltung wurde im Ablauf mithilfe mehrerer Interventionselemente umstrukturiert, die sich über die vier durchgeführten
Zyklen meines DBR-Projekts herauskristallisierten: eine Umfrage mit Mentimeter zum Beginn der Veranstaltung, anschließende Kleingruppenarbeit, das spielerische Element „Beamerfußball“ und eine Gruppendiskussion. Zum Ende jedes Zyklus wurde eine Evaluation durchgeführt, zudem wurden laufend Beobachtungsbögen erstellt, auf deren Basis die Interventionen designt wurden.
So entstand im Laufe des Sommersemesters 2022 eine neue Struktur der einzelnen Förderkurs-Veranstaltung, zu der die Studierenden mit hoher Frequenz und Pünktlichkeit erschienen, und bei der eine höhere Motivation und bessere mündliche Beteiligung erkennbar war - teilweise erreichte der Förderkurs eine Teilnahmequote von 100 % (gemessen an der jeweils im Anschluss stattfindenden regulären Vorlesungsveranstaltung). Im Wintersemester 2022/23 wird das Projekt weitergeführt, um zu überprüfen, wie die neu strukturierte Förderkurs-Veranstaltung in einer anderen Gruppenkonstellation rezipiert wird und wie die Interventionselemente an eine stärkere Gruppengröße angepasst werden können.
WIE OSZILLIEREND EIN DBR-PROJEKT SICH ENTWICKELN KANN UND WANN UND WAS EIN ENDE SEIN KÖNNTE
Autorin: Laura Krämer
Die Erfahrungen mit DBR können vielfältig interpretiert werden und sich weiterentwickeln, dass das Scheitern als Prozess zu reflektieren, zu hinterfragen und neu zu denken ist, ist manchmal schwer, kann aber auch den Aha-Moment erzeugen. In diesem DBR Projekt wurden viele Wege des „Scheiterns“ erprobt und haben, vielleicht nur deshalb, zu Erkenntnissen geführt. Die Grundlage, das „holistische Modells“ von Gabi Reinmann, ließ das „Scheitern“ als Veränderung im Prozess erkennen.
Der Identitätskern dieses DBR-Projekts war eine Fortbildung für Lehrkräfte an Hamburger Schulen. Diese Fortbildung sollte, im Zuge der Digitalisierungsvorhaben sowie der Pandemie, mit Hilfe des Lernmanagement-Systems „Moodle“ den Textilunterricht verbessern bzw. erweitern. Am Anfang stellte der Moodle-Kurs selbst den Designgegenstand dar. Die erhofften Rückmeldungen und Ergebnisse blieben zwar aus, dennoch wurden nötige Verbesserungen deutlich erkennbar und es entwickelten sich einige neue Fragen. Durch weitere Zyklen, die aus anderen Gründen auch keine messbaren Ergebnisse erzeugten, folgten Interviews mit
Lehrkräften und der Abteilungsleitung des „Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung“ in Hamburg.
Es entstanden Erkenntnisse, die bestimmt nicht repräsentativ sind, dennoch eine Entwicklung angestoßen haben. Mit Hilfe meiner Erfahrungen, als Novizin in Forschung und DBR, möchte ich Mut machen zum Durchhalten, Reflektieren und kreativem Verändern mit und durch Design Based Research.