Design-Based-Research-Projekte
Herz des MHE Studiums ist ein durch die Studierenden durchgeführtes und an die eigene Arbeit angebundenes Projekt. Das Projektstudium soll dafür genutzt werden, Lehrinnovationen in der eigenen Institution anzustoßen, zu entwickeln und auszuprobieren. Methodologischer Rahmen für diese Projekte bildet der Design-Based-Research- Ansatz.
Untenstehend finden Sie einen Überblick über die im Rahmen des MHE abgeschlossenen Design-Based-Researchprojekte nach Semestern geordnet.
Erfahrungsbericht Social Video Learning:
Lübcke, E., Brase, A. & Reinmann, G. (2022), Social Video Learning für studentische
Konferenzen und Forschungskolloquien.
Wintersemester 2023/24
TEILNAHME VON STUDIERENDEN IN EINEM NICHT VERBINDLICHEN SEMINARGEFÜGE ANREGEN: EIN DBR-PROJEKT
Autorin: Jana Anvari
Dieses DBR-Projekt befasst sich mit der Frage der Förderung studentischer Teilnahme in
Seminaren in einem Hochschulumfeld, in dem Studierende ein hohes Maß an Flexibilität
hinsichtlich der Frage haben, ob und in welcher Intensität sie teilnehmen. Dies kennzeichnet
das Umfeld, in dem zum Beispiel geisteswissenschaftliche Lehre in Deutschland inklusive
meiner eigenen Lehre stattfindet: Wahlpflichtseminare, fehlende Anwesenheitspflicht und
die Möglichkeit, Prüfungsprozesse ohne negative Folgen abzubrechen, stehen im
Widerspruch zu der Grundidee von Seminaren, in denen Lernen vor allem auf studentischer
Mitarbeit beruhen sollen.
Unter Teilnahme fasse ich hier mehrere Dinge: Anwesenheit, Vorbereitung und Teilnahme an
Seminaraktivitäten und das Übernehmen von als Prüfungsform vorgeschriebenen Referaten.
Der Mangel an Verbindlichkeit stellt Lehrpersonen vor die Herausforderung, trotz instabiler
Mitarbeit von studentischer Seite eine stabile und qualitätsvolle Lehre aufrecht zu erhalten
In diesem DBR-Projekt habe ich in zwei Zyklen eine Kombination von Interventionen
ausprobiert, die durch eine Fokussierung auf das Schaffen einer positiven und
kollaborativen Lernumgebung die Verbindlichkeit der Teilnahme verstärken sollen. Während
die Interventionen in Zyklus 1 gut zu funktionieren schienen, war das in Zyklus 2 nicht der
Fall, vermutlich aufgrund anderer organisatorischer Gegebenheiten, vor allem der kleineren
Gruppengröße. Als Ergebnis halte ich daher vor allem fest, dass ohne bestimmte
organisatorische Voraussetzung die Interventionen nicht gut wirken.
VON DER THEORIE ZUR PRAXIS DES CONTROLLINGS: WIE DIE ANSÄTZE „STUDENTS AS PARTNERS“ UND „LERNEN DURCH LEHREN“ ZUM THEORIE-PRAXIS-TRANSFER BEITRAGEN
Autor: Maik Arnold
Das im Sommersemester 2023 an der Fachhochschule Dresden im Wahlpflichtmodul
„Controlling“ durchgeführte DBR-Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie mittels des
Ansatzes „Students as Partners“ (z. B. Mercer-Mapstone et al., 2017) ein partizipativer
Lernprozess (z. B. Mayrberger, 2019) und die Theorie-Praxis-Übersetzungskompetenz der
Studierenden in der Wahlpflichtvertiefung Controlling gefördert werden kann, indem
Studierende durch „Lernen durch Lehren“ (z. B. Martin & Oebel, 2007) Verantwortung für den
eigenen Lehr- und Lernprozess übernehmen. Grundlage bietet die parallele Durchführung
des Moduls im 6. Fachsemester (Vollzeit) und im 9. Fachsemester (Berufsbegleitend) mit
jeweils Studierenden der BA-Studiengänge Sozialpädagogik und -management sowie Pflege
und Gesundheitsmanagement, welches sich auf die Grundlagen des Controllings mit einem
Fokus auf strategische und operative Instrumente und Methoden, unterstützt durch
Softwaretools, konzentriert.
Das zugrundeliegende Projekt reagiert auf die Diskrepanz zwischen dem Wunsch der
Studierenden nach praktisch anwendbarem Wissen und der Notwendigkeit aktiver
Beteiligung an der Lehrgestaltung, insbesondere in Bezug auf Designprinzipien,
thematischer Gestaltung, Peer-review gestützte Bewertung in der Lehrveranstaltung. Der
DBR-Prozess folgt einem zyklischen Phasenverlauf und setzt die Forschungsmethoden
teilnehmende Beobachtungen, offene Kurzbefragungen und Gruppengespräche ein.
Literatur:
Martin, J. -P., & Oebel, G. (2007). Lernen durch Lehren: Paradigmenwechsel in der Didaktik? Deutschunterricht in Japan, 12, 4–21.
Mayrberger, K. (2019). Partizipative Mediendidaktik: Gestaltung der (Hochschul-)Bildung unter den Bedingungen der Digitalisierung. BeltzJuventa.
Mercer-Mapstone, L., Dvorakova, S. L., Matthews, K. E., Abbot, S., Cheng, B., Felten, P., Knorr, K., Marquis, E., Shammas, R., & Swaim, K. (2017). A Systematic Literature Review of Students as Partners in Higher Education. International Journal for Students as Partners, 1(11), 1–23.
TUTOR*INNEN STÄRKEN – EIN PROJEKT ZUR UNTERSTÜTZUNG DER TUTORIENARBEIT IN TECHNISCHEN FÄCHERN AN DER HOCHSCHULE HEILBRONN
Autorin: Nicole Ondrusch
Tutor*innen in technischen Fächern hatten an der Hochschule Heilbronn in der
Vergangenheit vor allem eine Aufgabe: den Student*innen Hilfestellung in fachlich
technischen Fragen zu geben. Im Studium wie auch im späteren Beruf benötigen die
Student*innen jedoch auch Fähigkeiten wie die konstruktive Zusammenarbeit in Teams,
zielgerichtete Kommunikationsführung oder Arbeitsorganisation. Student*innen müssen
lernen, wie sie gemeinsam in Teams Projekte umsetzen, wie sie mit Kund*innen,
Nutzer*innen etc. kommunizieren, wie sie neues Wissen erwerben und auch wie sie sich für
all das organisieren. Und auch um diesen Lernprozess zu begleiten, benötigen die
Student*innen - wie auch bei technischen Programmieraufgaben - tutorielle Unterstützung.
Tutor*innen, die Student*innen und Teams in ihrer Zusammenarbeit unterstützen - also
sowohl als ‚Coaches‘ (Unterstützung in der Zusammenarbeit, Arbeitsorganisation,
Kommunikation) als auch als Mentor*innen (Unterstützung in inhaltlichen Fragen) zur Seite
stehen - sind an unserer Fakultät neu und bislang ungewöhnlich. Das Beschriebene bringt
zwei Probleme mit sich: Die potentiellen Tutor*innen haben die Kompetenzen, bei deren
Erwerb sie unterstützen sollen, selbst noch nicht ausreichend entwickelt (aufgrund unseres
Studienkanons) und sie haben noch nicht gelernt, diese Kompetenzen zu vermitteln. Hier
setzt mein DBR-Projekt an. In Anlehnung an das DBR-Modell von Easterday et al. analysiere
ich die IST-Situation und entwerfe und implementiere drei Lösungsbausteine:
- Einen Ordner (Materialien, Videos, …) für Tutor*innen auf der Lernmanagementplattform
(Ilias) der Hochschule Heilbronn. - Neue Setzungen und Strukturierungen der Tutorien.
- Änderungen an den die Tutorien begleitenden Strukturen (Vernetzung der
Student*innen, Tutor*innenausbildung).
ERSTELLUNG VON REPORTING KRITERIEN FÜR SYSTEMATISCHE LITERATURRECHERCHE - VON STUDIERENDEN FÜR STUDIERENDE
Autorin: Marion Burckhardt
Publizierte „Leitlinien für Forschungsberichte“ sollen beim Schreiben von
Forschungsmanuskripten helfen, indem sie ein Minimum an Berichterstattungsqualität
definieren. Diese sind nur bedingt für Studierende geeignet, weil es oft an dem zum
Verständnis der dort definierten Kriterien benötigten Konzept- und Methodenwissen fehlt.
Ein von mir angewandtes Lehrkonzept zielte darauf ab, mit Studierenden
gesundheitswissenschaftlicher Studiengänge Reporting-Kriterien für Bachelorarbeiten aus
publizierten Leitlinien abzuleiten.
Ziel meines DBR-Projekts war die theoriegestützte Weiterentwicklung des Konzepts, um es
mehr am Studierendenbedarf auszurichten.
Der DBR-Prozess folgte dem Modell von McKenney und Reeves: In die kritischen Analyse
flossen erste Evaluationsergebnisse ein. Studierende schätzten das Lehrkonzept als hilfreich
ein, gaben aber Sinn- und Verständnisprobleme bei der Umsetzung der Aufgaben an. Aus der
Empirie und Theorie wurden Gestaltungsprinzipien zur Verbesserung dieser Probleme
abgeleitet.
Im Re-Design wurde das Lehrkonzept besser strukturiert. Wesentliche Neuerung war eine
„Sinn-Vorübung“ zur Verdeutlichung der Relevanz einer transparenten Berichterstattung von
Forschung. Das neue Konzept wurde mit einer Studiengruppe erprobt. Die Evaluation
erfolgte im Anschluss an die Aufgaben mit einem Fragebogen zur Messung der Motivation
anhand der Expectancy Value Theorie.
Die Sinn-Vorübung wurde von den 18 Studierenden als verständlich bewertet (94%) und trug
bei der Mehrheit dazu bei, die Bedeutung nachvollziehbarer, transparenter Forschung zu
erfassen (100 %). Das Lehrkonzept wurde als sinnvoll, nützlich und machbar bewertet.
Die Prüfung der Umsetzung der Reporting Kriterien in einer Prüfungsleistung zeigte
Verbesserungspotenzial in einigen Bewertungsdimensionen, die vor allem auf eine
oberflächliche Umsetzung der Kriterien hindeutete. Aus diesen Ergebnissen lassen sich
Konsequenzen für die zukünftige Anwendung des Lehrkonzeptes sowie der Reporting
Kriterien ableiten.
WAS MACHT EIN HOCHSCHULDIDAKTISCHES BASISPROGRAMM TRANSFERWIRKSAM?
Autorin: Judith Gurr
Die hochschuldidaktische Qualifizierung von Lehrenden hat spätestens mit dem
Qualitätspakt Lehre an Bedeutung gewonnen. Zum Transfer des in den Qualifizierungen
Gelernten in den Lehralltag und seinen Bedingungen liegen jedoch nur wenige empirische
Befunde vor (Beuße & Hartz 2021, S. 155; Fendler et al. 2013, S. 28).
Die Transferforschung hat herausgearbeitet, dass drei Bereiche für die Transferwirksamkeit
entscheidend sind: die Teilnehmer:innen selbst, die Arbeitsumgebung und das
Trainingsdesign (De Rijdt et al., 2013).
Im Auftrag der Hochschulleitung sollten Kolleg:innen aus dem Lehrservice und ich für die
Leuphana ein neues Basisprogramm (Kompaktprogramm „Lehre am Start“) entwickeln, das
angehende Lehrende beim professionellen Einstieg in die Lehre unterstützt. Wir fragten uns,
was wir tun könnten, um das Trainingsdesign möglichst handlungsorientiert und damit
transferförderlich zu gestalten. Die Abschlussleistung der Teilnehmer:innen bestand in der
Ausarbeitung eines Lehrkonzepts in Form eines eigenen Moodle-Kurses. Dafür stellten wir
den Teilnehmenden ein didaktisches Template als methodisch-didaktisch vorangelegte
Kursstrukturierung zur Verfügung. Darin versprachen wir uns eine potenziell
transferförderliche Interventionskomponente.
Im Wintersemester 2022/23 startete der dreimonatige Prototyp mit der ersten Kohorte von
12 Teilnehmer:innen. Orientiert hat sich mein DBR-Vorgehen am holistischen Modell von
Reinmann (2020), teilweise am generischen Modell von McKenney & Reeves (2019) und
retrospektiv für die Dokumentation und Kommunikation an der Weiterentwicklung des
holistischen Modells: Research Through Design (RTD) (Reinmann im Druck).
Eine Erkenntnis meines DBR-Projekts ist, dass die zeitliche Passung zum Arbeits- und
Lehralltag und den Routinen der Teilnehmer:innen eventuell die Akzeptanz gegenüber dem
Template hätte positiv beeinflussen können.
Auf weitere Erkenntnisse zu transferhemmenden und -fördernden Faktoren und warum ich in
der kollegialen, kooperativen Kompetenzentwicklung einen weiteren praktischen Beitrag
von DBR sehe, werde ich im Video und Workshop eingehen.
„STATISTIK IM MASTER ZU BEHANDELN IST VIEL ZU SPÄT“ – KONZEPTION UND EVALUATION EINES BLENDED-LEARNING-SEMINARS ZU QUANTITATIVEN FORSCHUNGSMETHODEN IN DER SPORTWISSENSCHAFT FÜR EINE HETEROGENE ZIELGRUPPE
Autorin: Kathrin Kohake
Die Konzeption effektiver Lehrangebote ist wesentliche Aufgabe aller Lehrenden an
Universitäten und Hochschulen. Wenngleich Heterogenität in unterschiedlichen
Dimensionen (u. a. soziale Herkunft, Geschlecht, Kultur) zunehmend als Chance verstanden
wird, so stellen heterogene Wissensvoraussetzungen und Vorerfahrungen Lehrende vor
besondere Herausforderungen. Verstärkt tritt diese Heterogenität bei Studierenden dann
auf, wenn bereits unterschiedliche Bachelorabschlüsse erworben wurden, in denen sie
studienspezifisches Wissen und studienspezifische Kompetenzen ausgebildet haben.
Besonders auffallend ist dies im Bereich der wissenschaftlichen Forschungsmethoden, die
zwar elementarer Bestandteil wissenschaftlicher Ausbildung sein sollten, jedoch in sehr
unterschiedlichem Maße tatsächlich unterrichtet werden. Zugleich nehmen viele
Studierende aufgrund negativer Erfahrungen in der Schulzeit gleich zu Beginn eine
ablehnende oder ängstliche Haltung gegenüber quantitativen Forschungsmethoden ein, da
sie als mathematisch voraussetzungsreich betrachtet werden.
Diese Beobachtung habe ich auch im Masterstudiengang Bewegungs- und Sportwissenschaft
an der Universität Hamburg gemacht, in dessen Rahmen ich das Seminar „Einführung in die
sozial- und kulturwissenschaftlichen quantitativen Forschungsmethoden“ unterrichtet habe.
Um dieser Herausforderung zu begegnen, habe ich im Rahmen meines Design-Based
Research Projekts eine Blended-Learning-Lehrveranstaltung nach dem Flipped-Classroom
Konzept entwickelt, durchgeführt und evaluiert. Theoretisch habe ich mich dafür an dem
holistischen DRB-Modellentwurf von Gabi Reinmann orientiert. Die Evaluation erfolgte
einerseits als Prozessevaluation mithilfe schriftlicher Rückmeldungen der Studierenden
(geschlossene und offene Fragen basierende auf dem HILVE-Instrument) sowie als
Ergebnisevaluation über Klausurergebnisse als Operationalisierung des Lernerfolgs. Das
Projekt umfasst insgesamt zwei vollständige DRB-Zyklen (Iterationstyp I), die im Vortrag
dargestellt werden.
START SMART – INTERAKTIVES VERANSATLTUNGSFORMAT FÜR DIE STUDIENEINGANGSPHASE
Autorin: Wera Oltmann
War das Engagement für das eigene Studium und die Beteiligung an den
Lehrveranstaltungen schon vor Corona immer weiter rückläufig, so kam es in vielen Fällen
durch die Online-Phasen fast vollständig zum Erliegen. Die Studienleistungen nahmen ab,
viele haben ihr Studium schleifen lassen oder ganz abgebrochen. In Hinblick auf mögliche
erneute Online-Phasen im Wintersemester 2022/23 hatte die Fakultätsleitung beschlossen,
die Erstsemester der Fakultät beim Studienstart gezielt „fit zu machen“ für ein Studium im
Online-Modus. Ich bekam den Auftrag ein entsprechendes Veranstaltungsformat im Rahmen
der Einführungsveranstaltungen für alle Erstsemester der drei Institute Management und
Technik, Kommunikationsmanagement und Theaterpädagogik zu entwickeln und
durchzuführen.
Orientiert am Holistischen Modell von Gabi Reinmann habe ich ein interaktives
Veranstaltungsformat entwickelt, bei dem sich die Erstis sowohl mit ihrer eigenen
Studienmotivation, Zielsetzung und ihrer Rolle als Studi beschäftigen als auch die
verschiedenen digitalen Angebote und Tools für die Selbstlernphasen, die allgemeine
Studienorganisation wie auch für die Zusammenarbeit und den Austausch im Studium
kennenlernen und ausprobieren. Im Wintersemester 2022/23 führte ich die Veranstaltung in
jeweils einer Veranstaltung an allen drei Instituten durch und habe das
Veranstaltungsdesign iterativ auf Basis der Erfahrungen und orientiert an den
unterschiedlichen Bedürfnissen der drei Institute überarbeitet und angepasst. Zum
Wintersemester 2023/24 wurde das Design nochmal ganz überarbeitet und soll nun so
aufbereitet werden, dass es als eine Art Baukasten-System von allen Instituten genutzt
werden kann.
SCHULUNG VON (INTERNATIONALEN) ERSTSEMESTER TUTOR:INNEN
Autorinnen: Katharina Ströbel & Anja Ruhland
An der Frankfurt University of Applied Sciences werden sechs englischsprachige
Masterstudiengänge angeboten, wovon drei dem Fachbereich 2: Informatik &
Ingenieurwissenschaften angehören, in dem Anja Ruhland als Studienberaterin und
Referentin tätig ist. Katharina Ströbel bringt als Projektpartnerin ihre Expertise aus anderen
Hochschulen in das Projekt ein.
Der Vorprozess zum Design Based Research (DBR)-Projekt zeigte Bedarf zur Optimierung des
Onboardings in den englischsprachigen Studiengängen. Diesen Bedarf galt es zu präzisieren.
Daher wurde die Erstsemestereinführung (ESE) mit ihren verschiedenen Elementen
herangezogen und als Fokus speziell die Schulung der ESE-Tutor:innen gewählt. Bisher gab
es für die englischsprachigen Masterstudierenden einen Einführungstag, der hauptsächlich
von Erstsemester-Tutor:innen organisiert wird. Bis September 2022 bestand die Schulung
hierfür aus einer vierstündigen Veranstaltung, die organisatorische Aspekte wie den Ablauf
und organisatorische Information behandelte.
Der gewählte Design-Gegenstand ist das Konzept einer sechsstündigen Schulung. Uns
beschäftigte folgende Hauptfrage: „Wie kann das Konzept der ESE-Schulung optimiert
werden, um die ESE-Tutor:innen zielgerichteter auf ihre Aufgabe vorzubereiten, die
Erstsemestereinführung eigenständig durchzuführen?“
Insgesamt konnten in der Projektlaufzeit zwei vollständige DBR-Zyklen durchlaufen werden.
Im ersten Zyklus überarbeiteten wir das Konzept und erweiterten es um didaktische
Elemente, wobei die begrenzte Schulungszeit eine Herausforderung darstellte, da bereits ein
Teil für Gastredner:innen reserviert war. Im zweiten Zyklus flossen Rückmeldungen der ESE
Tutor:innen, der ESE-Verantwortlichen, der Studiengangsleitungen sowie einer Vertreterin
des International Office in die weitere Optimierung des Konzepts und dessen Umsetzung ein.
In unserem Workshop präsentieren wir die Ergebnisse und Erkenntnisse des DBR-Projekts
und zeigen, welche Veränderungen das DBR-Projekt bereits angestoßen hat und wie das
Projekt weitergeführt wird.
PLANETARY HEALTH IN DER CURRICULAREN LEHRE IM FACH HUMANMEDIZIN
Autor: Thomas Kötter
Der Klimawandel ist die größte Bedrohung der menschlichen Gesundheit. Gleichzeitig ist der
Gesundheitssektor Verursacher von Schadstoffen, die das Klima belasten. Dennoch ist die
Vermittlung von Inhalten zu Planetary Health (PH) in der Medizinerausbildung bislang keine
Pflicht.
Ziel meines DBR-Projektes war die Beantwortung der Frage, wie eine Intervention gestaltet
sein muss, damit Medizinstudierende Interesse daran entwickeln, sich eigenständig mit dem
Thema PH zu beschäftigen.
Die Intervention bestand aus
- Lehrinhalten zu PH im Vorbereitungsseminar zum Blockpraktikum Allgemeinmedizin an
einer deutschen Universität, - der Bearbeitung einer Checkliste im Kontext dieses zweiwöchigen Praktikums in einer
Lehrpraxis und - dem Zugriff auf eine Materialsammlung zu dem Thema.
Als Begleitevaluation wurden leitfadengestützte Fokusgruppen mit Teilnehmenden
durchgeführt. Die Fokusgruppen werteten wir mittels der strukturierenden qualitativen
Inhaltsanalyse nach Mayring aus.
Es fanden vier Fokusgruppen mit n = 14 Medizinstudierenden (11 weiblich, 3 männlich) statt.
Eine Beschäftigung mit PH im Rahmen des Studiums wurde als relevant eingeschätzt. Die
teilweise zurückhaltende bis ablehnende Reaktion beteiligter Lehrärzt*innen auf die
Checkliste wirkte sich demotivierend aus. Zeitmangel wurde als Hinderungsgrund dafür
angegeben, sich eigenständig mit dem Thema zu befassen. Die Teilnehmenden schlugen vor,
PH-Inhalte in curriculare Fächer zu integrieren und sahen dafür das Fach Klinische
Umweltmedizin als besonders geeignet an. Als didaktische Methode erschien ihnen ein
fallbasiertes Arbeiten in Kleingruppen besonders passend.
Die Evaluationsstudie liefert Hinweise, dass sich Medizinstudierende mit dem Thema PH
beschäftigen und es als relevant einschätzen. Die Intervention erwies sich allerdings als
eingeschränkt geeignet, um Studierende zur selbstständigen Beschäftigung damit zu
motivieren.
STUDENTISCHE FORSCHUNGKOMPETENZ IM STUDIENGANG SOZIALE ARBEIT
Autorin: Katrin Bain
Dieses DBR-Projekt hat in drei Zyklen die Einführung eines eintägigen ‚research skills day‘
für Studierende der Sozialarbeit am Ende des ersten Studienjahrs begleitet. Die ‚research
skills days‘ sind Teil einer Initiative um Forschungskompetenz durchgehend in den
Studiengang zu integrieren. Im Sommer 2023 habe ich in 3 DBR-Zyklen eintägige Workshops
durchgeführt, um herauszufinden, ob diese dazu beitragen können die
Forschungskompetenz der Studierenden zu stärken. Die theoretischen Grundlagen bildete
Literatur zu forschendem Lernen and akademischen Lesen. Zur Entwicklung der
Forschungskompetenz unterscheiden Dekker und Wolff (2016, p. 2) zwischen Lernen „from,
about and through research“. Durch die ‚skills days‘ sollen die Studierenden von Forschung
lernen, also Forschungsergebnisse und –qualität einschätzen und für die Praxis nutzen.
Akademisches Lesen ist ein Bereich, in dem sich unsere Studierenden schwertun und es
vermeiden, solange es geht. Das schlägt sich spätestens in den Abschlussarbeiten negativ
nieder. Daher soll Lesen direkt von Anfang an mit eingebunden werden. Anhand von
Beobachtung und Feedback der Studierenden habe ich im Laufe der drei Zyklen eine
Struktur und Bildungsmaterialien entwickelt, die ab diesem Jahr regelmäßig eingesetzt
werden. Kern dieser Materialien ist die Nutzung des Forschungszyklus, um sich Texte zu
erarbeiten.
Referenz: Dekker, H., & Wolff, S. W. (2016). Re-inventing Research-based Teaching and Learning. Paper prepared for presentation at the meeting of the European Forum for Enhanced Collaboration in Teaching of the European University Association in Brussels on 5 December 2016 (pp. 1–16). Centre for Education and Leaning (CEL).
Sommersemester 2023
ELARI: DEN EINSTIEG INS LEHRAMTSSTUDIUM MIT REFLEXIONSINSTRUMENTEN GESTALTEN
Autor: Marc Casper
Das Projekt ELARI wurde von 2020 bis 2021 durchgeführt, als an der Universität Hamburg der
Bachelorstudiengang für das Lehramt an beruflichen Schulen reformiert wurde. Dabei wurde
der pädagogische Anteil erhöht und ein Wahlpflichtbereich eingeführt, den es in Hamburg so
vorher erst im entsprechenden Master gab. Bezeichnend für das Lehramt an beruflichen
Schulen ist, dass die meisten Studierenden etwas älter sind, Ausbildungen und/oder
Berufserfahrung haben und ihre Schulzeit in der Regel länger zurückliegt als bei anderen,
typischeren Studierenden.
Der Studieneingangsphase wird daher eine besondere Relevanz im Sinne eines „Onboarding“
zugesprochen. Bezeichnend für Hamburg wie auch für einige andere Standorte ist, dass das
Thema Reflexion ausdrücklich zum Leitbild einer guten Lehrkraft im Schuldienst gezählt
wird. So heißt es z. B. in den Handreichungen des Landesinstituts für Lehrerbildung, die
Zielfiguren seien „souverän-reflektierte Praktiker:innen“, - also Menschen, die wissen, was
sie können und eine selbstkritisch-neugierige Haltung haben. Aus diesem Kontext ergab sich
das doppelte Anliegen, sowohl ein konkretes neues Wahlpflichtseminar zu gestalten, welches Studierende
mithilfe von Reflexionsinstrumenten darin unterstützen soll, einen selbstbewussten und
selbstbestimmten Studieneinstieg zu gestalten (Interventionsgestaltung), als auch über diese Veranstaltung hinaus typische Anforderungen und Reflexionsanlässe
in dieser Phase zu erkunden und weiterführend zu diskutieren (Theoriebildung).
Zur Strukturierung und Darstellung des Projekts wird das DBR-Modell von McKenney/Reeves
genutzt. Mithilfe einer Concept Map nach Sandoval werden Eckpfeiler der Intervention
dargestellt. Konzeptionelle Bezüge zum Reflexionsprozess sind insbesondere Korthagens
ALACT-Modell und Cohns Vier-Faktoren-Modell der Themenzentrierten Interaktion, in
Verbindung mit den empirischen Kategorien der StuFHe-Erhebung von Bosse et al.
INTERDISZIPLINÄRE KOMPETENZ IM POLIZEIVOLLZUGSDIENST
Autorin: Teresa Fritsch
Der Polizeiberuf verlangt im Alltag Wissen und Fähigkeiten unterschiedlicher Disziplinen wie
Kriminalistik, Medizin, Recht oder Kommunikation. Schnelle informierte Entscheidungen
aufgrund von vorliegenden Informationen unterschiedlicher Fachbereiche zu treffen, wird
als essenziell angesehen. Für das Studium beschreibt das Curriculum als Lernziel: „Der
Studierende (…) kann polizeirelevante Probleme ganzheitlich und interdisziplinär
analysieren und daraus Lösungsansätze entwickeln.“
Zwischen Anspruch und Realität in der Lehre besteht jedoch eine Diskrepanz. In einem
Modul lehren Fachbereiche nebeneinander, jedoch nicht miteinander, sodass
Interdisziplinarität bei den Studierenden kaum bis gar nicht ausgeprägt ist. Im Bewusstsein
dessen, dass die eigenen Inhalte der Submodule für die Studierenden stärker miteinander
verzahnt werden sollten, entschlossen sich die Lehrenden des Modul 3 eine gemeinsame
Lehrveranstaltung zu gestalten. Im Dezember 2021 trat eine der Lehrpersonen diesbezüglich,
aufgrund meiner Rolle als Hochschuldidaktikerin, an mich heran, sodass ich die Rolle als
Forschende und Co-Designerin in diesem Projekt übernahm.
Ziel des DBR-Projektes war, dass Studierende die Interdisziplinarität ihres zukünftigen
Berufes Polizeivollzugsdienst erkennen und bewusst anwenden können. Dieses Ziel sollte
durch einen eintägigen Praxisworkshop realisiert werden. Diesen habe ich gemeinsam mit
vier Lehrenden aus dem Modul geplant und durchgeführt. In meiner Rolle als Forschende
stellte ich die Frage:
Wie muss ein eintägiger Workshop gestaltet sein, um Studierende im ersten Semester des
Polizeivollzugsdienstes im Modul 3 anhand eines praktischen Sachverhaltes in der
Ausbildung interdisziplinärer Kompetenz zu unterstützen?
Der Workshop wurde mit 36 Studierenden bereits im letzten Sommer durchgeführt und
liefert besondere Einblicke in einen Ist-Stand der Studierenden bezüglich
Selbstorganisation, Ansprüche an das Studium und reflexive Fähigkeiten.
In meinem Workshop stelle ich die Ergebnisse zur Diskussion und möchte mit euch einen
Blick auf die möglichen Wege und Fragen werfen, die das Projekt weiterverfolgen könnte.
SELBSTGESTEUERTES LERNEN FÖRDERN EINE BALANCE ZWISCHEN FREIHEIT UND FÜHRUNG FINDEN
Autorin: Melanie Gall
In meinem DBR Projekt habe ich mich mit der Förderung des selbstgesteuerten Lernens
beschäftigt. Unter selbstgesteuertem Lernen fasse ich die Kompetenzen zusammen, eigene
Lernziele zu formulieren, geeignete Methoden zur Zielerreichung zu finden, diese
strukturiert umzusetzen und schließlich kritisch zu reflektieren. Ziel meines Projektes war es
auszuloten, wieviel Freiheit für den Lernprozess förderlich ist, ohne in Überforderung
umzuschlagen.
Umgesetzt wurde das Projekt im Rahmen meiner quellenkundlichen Übung „Wettbewerb und
Werbung in der BRD“ im interdisziplinären Fach Wirtschaftsgeschichte an der Universität
Bamberg. Als konkreten Design-Gegenstand habe ich die Studienleistung in Form von
Portfolios gewählt, wovon im Laufe des Semesters insgesamt drei abgegeben werden
mussten.
Dadurch ergibt sich auch die Unterteilung des Projektes in drei DBR-Zyklen – jede
Portfolioabgabe markiert das Ende einer Implementationsphase. Die nächste
Portfolioaufgabenstellung wird dann im nächsten Zyklus re-designed. Die Evaluation jeder
Abgabe erfolgte sowohl durch die Korrektur der Portfolioabgaben als auch durch eine
EvaSys-Umfrage mit einem eigens dafür entwickelten Umfragebogen.
In meinem Projekt konnte ich feststellen, dass eine Aufgabenstellung, die in jedem Bereich
des selbstgesteuerten Lernens Freiheit einräumt, zu Überforderung führt. Vor allem in den
Feldern der Lernzielformulierungskompetenz sowie bei der Reflexionsfähigkeit ist eine
gewisse Hilfestellung nötig, da die Studierenden hier wenig Erfahrungen haben und zu
Unsicherheit neigen. Die eigenständige Methodenauswahl wurde souverän beherrscht, die
strukturierte Umsetzung wurde bei manchen Studierenden durch mangelndes
Zeitmanagement erschwert, wobei dies weniger ein strukturelles Problem darstellte und
durch kleinere Übungen ausgeglichen werden konnte. Die Entwicklung von
Lernzielformulierungskompetenzen sowie Kompetenzen zur Selbstreflexion brauchen
hingegen weitere Förderung.
VISUALISIERUNG EINES DYNAMISCHEN IMPLEMENTIERUNGSKONZEPTS FÜR EIN STUDIENAKADEMIE- UND FAKULTÄTSÜBERGREIFENDES ZENTRUM
Autorin: Judit Klein-Wiele
Werden neue Organisationseinheiten an Hochschulen eingeführt, ähneln sich die
Herausforderungen, wenn es darum geht, sichtbar zu werden und zielgerichtet mit den
Zielgruppen und Stakeholdern zu kommunizieren.
Das Studienakademie- und fakultätsübergreifende Zentrum für Interdisziplinäre Lehre und
Forschung (INDIS) wurde Anfang 2021 an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg
(DHBW) gegründet und beschäftigt sich mit interdisziplinärer Zusammenarbeit in der Lehre,
(lehrintegrierten) Forschung und Wissenstransfer. Um die Zielgruppen des INDIS
anzusprechen, ist es notwendig, Prozesse zu definieren und sich in die Organisationsstruktur
einzuordnen. Dafür sind sowohl die zeitlichen Vorgaben (Termine, Vorlaufzeiten, Dauer von
Prozessen, …) als auch die Richtlinien und Handreichungen der Hochschule
(Kommunikationswege, Corporate Design und studienakademische Unterschiede)
einzuhalten. Zudem haben lehrunterstützende Zentren an der DHBW, im Gegensatz zum
INDIS, eigentlich die Aufgaben von Beratungs- und Service-Einrichtungen. Für die operative
Arbeit des INDIS ist es daher erforderlich, dass die Mitarbeiter:innen den Überblick behalten
und alle Zielgruppen sowie die Sichtbarkeit an der Hochschule erreichen.
Das DBR-Projekt besteht darin, die Visualisierung eines dynamischen
Implementierungskonzepts zu erarbeiten. Als DBR-Modell wurde das holistische DBR-Modell
nach Reinmann (2020) herangezogen. Der Design-Gegenstand ist ein Anwendungstool, mit
welchem einmalige und wiederkehrende Prozesse von Maßnahmen mit zeitlichen Abläufen
dargestellt werden können. Hierfür wurden die Prozesse kategorisiert, Aufgaben identifiziert
sowie Zielgruppen und Stakeholdern zugeordnet. Das Tool ist so angelegt, dass sich die
Darstellung von veränderten Prozessen iterativ anpassen und sich neue hinzufügen lassen.
Durch das praktische Erproben des aktuellen Stands mittels eines Usability-Tests konnten
Verbesserungspotenziale identifiziert und erste Handlungsempfehlungen für die
Implementierungen von neuen Organisationseinheiten an Hochschulen formuliert werden.
WRITE-IN VON UND FÜR PROMOVIERENDE
Autorin: Lea Eileen Pöhls
Am Promovierenden-Tag 2021 habe ich gemeinsam mit den anderen Sprechenden des
Promovierenden-Rats der Hamburg Research Academy (HRA) eine Umfrage durchgeführt. In
dieser Umfrage wurden die Bedarfe und Wünsche der Promovierenden an uns als
Promovierenden-Rat abgefragt. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass zwei Themen
dominieren: Schreiben und Vernetzung.
Daran anknüpfend haben wir das Write-In von und für Promovierende gegründet. Das Write
In bietet Promovierenden einen (virtuellen) Raum, um in ruhiger Atmosphäre, zu einem
festen Zeitpunkt, gemeinsam mit anderen Promovierenden an den individuellen
Schreibprojekten zu arbeiten. Hierbei werden die Promovierenden mit jeweils einer
Schreibübung in das Schreiben eingeführt und wieder herausgeführt. Anschließend und
während der Schreibpausen kann der Raum genutzt werden, um sich mit anderen
Promovierenden zu vernetzen und auszutauschen. Somit hat das Write-In das Ziel sowohl
den Bedarf des Schreibens als auch den der Vernetzung abzudecken.
Das Write-In von und für Promovierende, das wöchentlich stattfindet, wurde im
Sommersemester 2021 zum ersten Mal durchgeführt. Die Durchführung erfolgte dabei digital
über die Plattform Wonder. Nachdem das Write-In zunächst mit ausreichend Anmeldungen
und Teilnehmenden startete, gingen die Teilnehmendenzahlen im Laufe der darauffolgenden
Wochen immer weiter zurück, sodass teilweise ausschließlich die Sprechenden des
Promovierenden-Rats anwesend waren.
Dieser Problemstellung nimmt sich das vorliegende DBR-Projekt an. Im Fokus stehen damit
Problemstellungen auf verschiedenen Ebenen. Zum einen geht es dem Write-In von
vornherein darum, den Motivationstiefs im Schreibprozess von Promovierenden
entgegenzuwirken, Promovierende in ihren Schreibprozessen zu unterstützen und
miteinander zu vernetzten. Zum anderen geht es darum, den Rückgang der
Teilnehmendenzahlen zu analysieren und dementsprechend gegenzusteuern
NACHHALTIGKEIT IN DER BERUFSBILDUNG – DIE TRANSFORMATION ANALOGER LEHR-LERN ARRANGEMENTS IN EINE VIRTUELLE LERNUMGEBUNG
Autor: Mario Reich
In Hamburg konnte zwischen 2019 und 2022 eine einmalige Bildungschance genutzt werden:
Die denkmalgeschützte ‚Villa Mutzenbecher‘ wurde im Rahmen eines Berufsorientierungs
und (Aus)-Bildungsprojektes saniert und restauriert.
Im Rahmen meines DBR-Projektes, welches im Projekt „Gewerkeübergreifende Qualifizierung
im Rahmen energetischer Gebäudesanierung“ (GESA) der Universität Hamburg angesiedelt
war, wurde ein Lernmodul sowohl als analoges als auch digitales Format umgesetzt. Ziel
sowohl des Gesamtprojekts wie auch meines DBR-Projektes war die Verknüpfung der
beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) mit den Arbeitsprozessen einer
denkmalgerechten Sanierung im analogen sowie digitalen Raum.
Basierend auf verschiedenen Fragestellungen wie z. B.
a) Wie kann ein außerschulischer Lernort, eine Bildungsstätte ohne kontinuierliche
Begehungsmöglichkeiten, sinnvoll und langfristig genutzt werden? oder
b) Wie gelingt eine dauerhafte und motivierende Transformation eines analogen Lehr-Lern
Arrangements in den virtuellen Raum?,
wurden während des Design-Based-Research Projektes mehrere Interventionen iterativ
initiiert.
Im iterativen Vorgehen während des Forschungsprozesses liegt begründet, dass die
Evaluation der didaktischen Interventionen sich immer wieder direkt an eine Erprobung
anschließt und so die Wirksamkeit der einzelnen Intervention in den Blick nimmt.
Der Gesamtzyklus meines DBR-Projektes, angelehnt an Euler sowie McKenny & Reeves,
umfasst die partizipative Konzeption (Peergroup, Praktiker:innen, Studierende) des
spezifischen Lernmoduls, die Erprobung, mehrere Phasen des Re-designs sowie die finalen
Veröffentlichungen.
LERNVIDEO AM BEISPIEL „PRÜFUNGSERSTELLUNG MIT MOODLE LMS“
Autor: Dominik Thomas Stücklin
Durch die Digitalisierung werden Hilfestellungen wie Lernvideos und Tutorials zu allen
möglichen Themen angeboten. Dabei macht Moodle LMS keine Ausnahme. Doch wird die
gezielte Suche nach spezifischen Applikationen bei der Anwendung von Moodle LMS
entsprechend eingegrenzt; nicht selten kommt es vor, dass die verfügbaren Lernvideoinhalte
nicht den effektiven Suchkriterien entsprechen. Oft kommt es vor, dass Erklärungen und
Lösungsvorschläge zu umständlich, kompliziert, langweilig oder gar verwirrend sind. In der
Hektik des Alltags ist dabei auch der Zeitfaktor nicht außer Acht zu lassen, denn kurze,
kompakte, inhaltlich präzise, lehrreiche und auch visuell ansprechende Lernvideos würden
den Vorbereitungsaufwand der Lehrpersonen reduzieren.
Diese DBR-Arbeit setzt sich mit dem Thema auseinander, wie ein Moodle LMS-Lernvideo
(Designgegenstand) didaktisch und pädagogisch gestaltet sein sollte, um Lehrpersonen der
Sekundarstufe II möglichst optimal bei der Prüfungserstellung zu unterstützen. Um ihnen
bei der Anwendung von Lernvideos möglichst gerecht zu werden, wurden Lehrpersonen
konkret nach ihren Bedürfnissen befragt. Ihre Wünsche und Anforderungen wurden bei der
Erstellung der Lernvideos aufgegriffen und berücksichtigt. Ergänzend dazu diente die
theoretische Grundlage zur Gestalten von Lernvideos. Der DBR-Prozess orientierte sich nach
dem Modell von Arthur Bakker mit den drei Phasen (Vorbereitung, Gestaltung, Intervention,
Umsetzung, Lehrexperiment, und der retrospektiven Analyse). Dabei spielten unter anderem
die Gestaltungselemente, Länge des Lernvideos, Sprachvariationen, Sprache (Mundart oder
Standard), Rhythmisierung, Personalisierung und Visualisierungsmöglichkeiten eine
essenzielle Rolle.
REDESIGN DES MODULS „EMPIRISCHE METHODEN IN DER HUMANGEOGRAPHIE“
Autorin: Birgit Thomsen
Anhand des vorliegenden Projektberichtes sollte die Frage beantwortet werden, welche
Änderungen das Modul ‚Empirische Methoden in der Humangeographie‘ erfahren muss, um
bei Studierenden mehr Akzeptanz und positive Lernerfolge hervorzurufen.
Auf Grundlage der Vorevaluation des Moduls wurden die inhaltlichen, zeitlichen und
organisatorischen Störfaktoren identifiziert, die den bisherigen Erfolg behinderten und bei
den Studierenden für Unmut bzw. zum kontinuierlichen Leistungsabfall führten. Basierend
auf diesen Ergebnissen wurden sowohl Lang- als auch Kurzziele für das DBR-Design
festgelegt und der erste Unterzyklus des Prozesses durchgeführt. In dessen Fokus lagen die
Umstrukturierung der Lehrveranstaltungen (Entkopplung von Vorlesung und Übung), das
Einführen von Mixed-Method-Modellen und digitalen Methoden sowie das Integrieren von
asynchroner Selbstlernphase zwischen Vorlesung und Übung anhand von Online-Quiz und /
oder Gruppenarbeit als Übungsvorbereitung.
Die chronologische Auswertung der Online-Quiz und Übungsrückmeldungen diente als
Richtlinie der Weiterentwicklung der einzelnen Unterzyklen und zur kontinuierlichen
Anpassung des Prozesses, wobei die Auswertung der Online-Quiz hierbei den
aussagekräftigeren Faktor darstellte.
Die abschließende Evaluation des Moduls unter den designten Prozessen zeigte, dass sich
die Studierenden über die (Aus-)Wirkungen der Veränderungen uneinig waren. Exemplarisch
verweigerten einige die Teilnahme an den Online-Quiz vollständig und verlangten
stattdessen das Hochladen der Vorlesungsinhalte, andere empfanden die Unterstützung
zwar als hilfreich, verwendeten jedoch wenig Zeit in die Vorbereitung. Weitere meldeten
zurück, dass sie durch die Teilnahme an der Übung, in Kombination mit der Bearbeitung der
Online-Quiz, den Besuch der grundlegenden Vorlesung als überflüssig empfanden.
Für das vergangene Semester ist der erste Projektverlauf abgeschlossen und die Ergebnisse
dienen der Vorbereitung des kommenden Moduls im Wintersemester 2023/24.
ERKLÄRVIDEOS ZUM PROBLEMORIENTIERTEN LERNEN ( POL) IM MODELLSTUDIENGANG MEDIZIN (MSM) – EINE SERIE VON STUDIERENDEN FÜR STUDIERENDE
Problemorientiertes Lernen (POL) wird in medizinischen Fakultäten und in der Ausbildung
von Gesundheitsfachberufen weltweit eingesetzt (Dolmans 2019). Von Studierenden wird
erwartet, dass sie nach Grundsätzen des konstruktivistischen Lernens authentische
Patientenfälle in Kleingruppen erfolgreich bearbeiten.
Während POL-Dozierende im Modellstudiengang Medizin an der Charité vorbereitend einen
obligatorischen hochschuldidaktischen Qualifizierungskurs absolvieren, haben Studierende
allenfalls eine vage Vorstellung von POL. Meine Ausgangsfrage lautete daher: Wie können
Studierende – insbesondere zu Studienbeginn – besser auf das Lehr-Lern-Format POL
vorbereitet werden? Eine Interventionsmöglichkeit können Erklärvideos bieten.
Auf Grundlage des holistischen Modells von Reinmann (2020) habe ich gemeinsam mit
studentischen Mitarbeiter:innen in mehreren Iterationszyklen zwei Erklärvideos zum
Problemorientierten Lernen entwickelt, erprobt und evaluiert. Im Forschungsprozess stand
die Perspektive der Lernenden im Mittelpunkt. Während wir uns im ersten Zyklus auf die
Entwicklung der Erklärvideos fokussierten, konzentrierten wir uns im zweiten Zyklus auf
deren Dissemination. In leitfadengestützten Fokusgruppeninterviews befragte ich
Erstsemesterstudierende zur Gestaltung der Videos und Aspekten des
Implementierungsprozesses.
Im Wintersemester 2022 habe ich insgesamt neun Studentinnen und sieben Studenten in
zwei POL-Gruppen des ersten Fachsemesters interviewt. Zu den ausgearbeiteten Kategorien
zählen „Integration ins Studium“, „Verständlichkeit des POL-Prozesses“ und
„Gestaltungselemente“. Die Studierenden bewertet die zeitliche Integration, die
studentische Perspektive und die zeitgemäße Gestaltung mittels animierter
diversitätssensibler Avatare positiv.
Der kontextspezifische Erkenntnisgewinn bezieht sich auf das Zeitmanagement, das
Lernmanagementsystem, Kommunikationsstrukturen und Verknüpfung mit anderen Medien
im POL-Bereich. Die Einbindung von Stakeholdern der Zielgruppe, die aktive Steuerung des
Erwartungsmanagements der Studierenden, die Berücksichtigung studiengangsbezogener
Strukturen und die Steigerung des Wiedererkennungseffektes können die erfolgreiche
Entwicklung und Implementierung zukünftiger Erklärvideos fördern.
Wintersemester 2022/23
INFORMIERTE ENTSCHEIDUNGSFINDUNG IN DER GESUNDHEITSSORGE
Autorinnen: Julia Lühnen /Tanja Richter
An rechtliche Betreuer*innen werden hohe Anforderungen gestellt, ohne dass bisher ausreichend Qualitätskriterien definiert wurden. Mit der Reformierung des Betreuungsrechts (01.01.2023) werden erstmals Fortbildungsnachweise von zertifizierten Anbietern verpflichtend. Das Angebot soll modular sein, da Vorkenntnisse individuell anerkannt werden. Den Fortbildungsanforderungen stehen knappe zeitliche Ressourcen und ein hoher Bedarf an Flexibilität durch die Zielgruppe entgegen.
Die Autorinnen haben ein aus 4 Modulen bestehendes Präsenz-Schulungsprogramm „Informierte Entscheidungsfindung in der Gesundheitssorge“ entwickelt. Ziel ist, basierend darauf, ein Konzept für ein Schulungsangebot im Blended oder E-Learning Format zu entwickeln. In diesem Design-Based-Research (DBR) Projekt wurden daher folgende Phasen eines DBR Mesozyklus bearbeitet:
Phase 1 - Exploration und Analyse: Basierend auf den wissenschaftlichen Vorarbeiten, Erfahrungen und aktueller Literatur wurde auf die mögliche Umsetzung in einem E-Learning Format fokussiert. Bedarfe der Zielgruppe und mögliche Barrieren wurden exploriert. Die Befragten bewerteten E- Learning im Hinblick auf eine effektive Wissensvermittlung und die Integration in den Arbeitsalltag positiv. Als wichtig, aber in online Angeboten eher nicht erfüllt, wurden synchrone Nachfragemöglichkeit, kollegialer Austausch und Abwechslung vom Arbeitsalltag bewertet.
Phase 2 - Design und Konstruktion: Es wurden mögliche Konzepte für ein online Angebot entwickelt und diskutiert. Designelemente wurden exemplarisch für ein Modul der Präsenzschulung in einem E-Learning Format umgesetzt.
Phase 3 - Evaluation und Reflexion: Die Designelemente wurden in einem Usability-Test anhand leitfadengestützter Interviews überprüft. Es wurden eine Reihe von Problemen aufgedeckt, insbesondere in Bezug auf die Navigation, den Einsatz externer Elemente sowie den Umfang der Informationen als Text. Revisionsbedarf und Vorschläge zur Optimierung sowie grundsätzliche Erkenntnisse zum Einsatz von E-learning-Angeboten in der Zielgruppe wurden abgeleitet.
REFLEXIVE HALTUNG ZUM VERHÄLTNIS THEORIEGEGENSTAND UND EIGENE HALTUNG STÄRKEN: WARUM DIVERSITYMANAGEMENT NICHT OHNE 'MICH' FUNKTIONIERT
Autorin: Christine Buchwald
Studierende erhalten an Universitäten nach wie vor theoretisches Rüstzeug, um in ihrer Disziplin theoretisch und empirisch zu arbeiten. Die Zeit während des Studiums ist dabei bei vielen eine prägende Zeit – auch für die eigene Haltung und die eigene Berufslaufbahn. Gerade in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ist das Ziel eines Studiums deshalb nicht nur die Fachkenntnis zu vermitteln, sondern auch die Employability zu schärfen und global citizenship auszubilden. Um global citizenship auszubilden, " ist eine […] Reflexion der gesellschaftlich-kulturellen Voraussetzungen und insbesondere auch der Wirkungen des wirtschaftlichen Handelns in allen Bereichen nötig." (Heuchemer 2017, S. 24). Genau hier setzt das vorgestellte Projekt an: Durch angeleitete Reflexionen sollen die Studierenden verstärkt das Verhältnis zwischen den theoretischen Inhalten zu Diversity Management und
dem, was es mit ihrem eigenen Leben und ihrer eigenen Person zu hat, verstehen lernen. Das DBR-Projekt wurde in insgesamt vier Zyklen (WiSe 20 bis SoSe 22) durchgeführt und bietet Einblicke in die Nutzung von verschiedenen Reflexionsmaterialien als Instrument zur Ausbildung von global citizenship sowie Gedanken über das notwendige Vertrauen in der Studierenden-Lehrenden-Interaktion bei persönlicher Reflexion. Der Seminarkontext „Diversity Management an Hochschulen“ bietet dafür den perfekten Rahmen, da sich auch die theoretischen Inhalte um die aktuelle Lebenswelt der Studierenden drehte.
Literaturverzeichnis
Heuchemer, Sylvia (2017): Diversity Management als Voraussetzung für eine zukunftsfähige Hochschulbildung. In: Birgit Szczyrba, Timo van Treeck, Beatrix Wildt und Johannes Wildt (Hg.): Coaching (in) Diversity an Hochschulen. Hintergründe - Ziele - Anlässe - Verfahren. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 19–26.
ENTWICKLUNG EINES FÖRDERKURSES AN DER HAW HAMBURG AM BEISPIEL DER VERANSTALTUNG 'MATHEMATIK I'
Autorin: Helena Barbas
Im Rahmen meines Lehrauftrages Mathematik 1 an der HAW Hamburg unterrichte ich neben der Vorlesung auch eine Übung, die dort Förderkurs genannt wird. Dieser Förderkurs litt seit längerem unter mehreren Problemen: Die Studierenden nahmen mit niedriger Frequenz teil, Pünktlichkeit und auch (mündliche) Beteiligung ließen ebenfalls zu wünschen übrig. Im Sommersemester 2022 führte ich ein DBR-Projekt mit meinem Förderkurs durch, um diese Probleme anzugehen. Die einzelne Förderkurs-Veranstaltung wurde im Ablauf mithilfe mehrerer Interventionselemente umstrukturiert, die sich über die vier durchgeführten
Zyklen meines DBR-Projekts herauskristallisierten: eine Umfrage mit Mentimeter zum Beginn der Veranstaltung, anschließende Kleingruppenarbeit, das spielerische Element „Beamerfußball“ und eine Gruppendiskussion. Zum Ende jedes Zyklus wurde eine Evaluation durchgeführt, zudem wurden laufend Beobachtungsbögen erstellt, auf deren Basis die Interventionen designt wurden.
So entstand im Laufe des Sommersemesters 2022 eine neue Struktur der einzelnen Förderkurs-Veranstaltung, zu der die Studierenden mit hoher Frequenz und Pünktlichkeit erschienen, und bei der eine höhere Motivation und bessere mündliche Beteiligung erkennbar war - teilweise erreichte der Förderkurs eine Teilnahmequote von 100 % (gemessen an der jeweils im Anschluss stattfindenden regulären Vorlesungsveranstaltung). Im Wintersemester 2022/23 wird das Projekt weitergeführt, um zu überprüfen, wie die neu strukturierte Förderkurs-Veranstaltung in einer anderen Gruppenkonstellation rezipiert wird und wie die Interventionselemente an eine stärkere Gruppengröße angepasst werden können.
WIE OSZILLIEREND EIN DBR-PROJEKT SICH ENTWICKELN KANN UND WANN UND WAS EIN ENDE SEIN KÖNNTE
Autorin: Laura Krämer
Die Erfahrungen mit DBR können vielfältig interpretiert werden und sich weiterentwickeln, dass das Scheitern als Prozess zu reflektieren, zu hinterfragen und neu zu denken ist, ist manchmal schwer, kann aber auch den Aha-Moment erzeugen. In diesem DBR Projekt wurden viele Wege des „Scheiterns“ erprobt und haben, vielleicht nur deshalb, zu Erkenntnissen geführt. Die Grundlage, das „holistische Modells“ von Gabi Reinmann, ließ das „Scheitern“ als Veränderung im Prozess erkennen.
Der Identitätskern dieses DBR-Projekts war eine Fortbildung für Lehrkräfte an Hamburger Schulen. Diese Fortbildung sollte, im Zuge der Digitalisierungsvorhaben sowie der Pandemie, mit Hilfe des Lernmanagement-Systems „Moodle“ den Textilunterricht verbessern bzw. erweitern. Am Anfang stellte der Moodle-Kurs selbst den Designgegenstand dar. Die erhofften Rückmeldungen und Ergebnisse blieben zwar aus, dennoch wurden nötige Verbesserungen deutlich erkennbar und es entwickelten sich einige neue Fragen. Durch weitere Zyklen, die aus anderen Gründen auch keine messbaren Ergebnisse erzeugten, folgten Interviews mit
Lehrkräften und der Abteilungsleitung des „Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung“ in Hamburg.
Es entstanden Erkenntnisse, die bestimmt nicht repräsentativ sind, dennoch eine Entwicklung angestoßen haben. Mit Hilfe meiner Erfahrungen, als Novizin in Forschung und DBR, möchte ich Mut machen zum Durchhalten, Reflektieren und kreativem Verändern mit und durch Design Based Research.
Sommersemester 2022
LERNEN FÜRS LEBEN DURCH SELBSTREFLEKTION
Autorin: Sabrina Seeler
Studentische Motivation ist oftmals extrinsisch und fremdbestimmt. Das Bestehen einer Prüfung steht im Vordergrund, der Lernprozess sowie das Erkennen der Bedeutung der Lehrinhalte für die berufliche Zukunft sind sekundär. Lernerfolg wird jedoch maßgeblichdurch intrinsische Motivation, selbstbestimmtes Lernen und Eigeninteresse erzielt.
Die Förderung intrinsischer Motivation sowie Steigerung der Selbstlernfähigkeit gehören zuzentralen Aufgaben Lehrender. Eine Möglichkeit der positiven Beeinflussung der Selbstlernkompetenzen sind Lehrformate, die das reflexive Lernen anregen. Selbstreflektionunterstützt Lernende, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und diese bewusst einzusetzen. Insbesondere vor dem Hintergrund der sich verstärkenden mentalen Belastungen und Erschöpfungserscheinungen, welche in einen Kreislauf der Frustrationmünden und intrinsische Motivation minieren, gewinnen Selbstreflektion, Selbstmanagementtechniken und Emotionale Intelligenz an Bedeutung.
Im Rahmen des Moduls „Managementorientierte Sozialkompetenz“ (BA-StudiengangInternationales Tourismus Management, FH Westküste, 5. Semester) wurde im Sommersemester 2021 erstmalig die Wahlmöglichkeit „Emotionale Intelligenz durch Selbstreflektion“ angeboten. Im Fokus des Moduls stand das Erkennen der eigenen Emotionen sowie das Erlernen von Methoden und Techniken, die Studierende befähigen, die eigenen Emotionen positiv zu beeinflussen, zu steuern und einzusetzen.
Der Gesamtzyklus des DBR-Projektes umfasste die Durchführung des Moduls in zwei Gruppen mit wöchentlichen Interventionen. Während einer Gruppe eine klare Struktur und konkrete Anforderungen vorlagen und somit Anreize extrinsischer Motivation gegeben wurden, gab es keine Vorgaben in der zweiten Gruppe. Die Abschlussberichte der Studierenden ohne konkrete Strukturvorgaben sind deutlich besser ausgefallen, als Berichte mit strikten Vorgaben. Dies bestätigt die Annahme des gesteigerten Lernerfolgs durch intrinsische Motivation und zeigt auf, dass Struktur Kreativität und eigenreflektierte Selbstentfaltung einschränken kann.
RE-DESIGN DER VERANSTALTUNGSEVALUATION IN EINER UNIVERSITÄTSINTERNEN EINRICHTUNG ZUR ÜBERFACHLICHEN QUALIFIZIERUNG VON PROMOVIERENDEN UND POSTDOCS
Autorin: Lara Walkling
Im Rahmen dieses DBR-Projekts wurde die Veranstaltungsevaluation, mit besonderem Fokus auf den Evaluationsfragebogen für die Teilnehmenden, in einer Einrichtung zur überfachlichen Qualifizierung von Promovierenden und Postdocs (Graduiertenakademie derTechnischen Universität Hamburg) neu entworfen.
Da die meisten dieser Einrichtungen vergleichsweise jung sind, gibt es in diesem Bereich noch nicht das gleiche Maß an Best Practice und Vorgaben wie etwa bei der Evaluation von wissenschaftlichen Lehrveranstaltungen. Die eingesetzten Evaluationswerkzeuge sind oft „historisch gewachsen“ und nicht Teil eines durchdachten Konzepts.
Für das Neu-Design wurden zunächst Kriterien für die Evaluation definiert und anhand dieser ein neues Evaluationskonzept erstellt. Anschließend wurde, angelehnt an das Vorgehen zur Entwicklung standardisierter Fragebögen in der Marktforschung, ein neuer Fragebogen für die Teilnehmenden entworfen. Dabei wurden neben der Formulierung von Fragen und Antwortmöglichkeiten auch die Anordnung und Bündelung der Fragen, die Länge des Fragebogens, das Layout und die Art der Durchführung überdacht. Ergänzend wurde ein Fragebogen für die Trainer:innen eingeführt.
Anschließend wurden diese in der Praxis eingesetzt und aufgrund der Ergebnisse von kognitiven Interviews sowie der Erfahrungen des Teams einmal überarbeitet. Diese neue, zweite Version der Fragebögen wird aktuell in der Praxis eingesetzt. Das Projekt befindet sich somit in seinem zweiten Zyklus.
Wintersemester 2021/22
FORMATIVES PRÜFEN ALS LERNUNTERSTÜTZUNG FÜR THEORETISCHE VORLESUNGSINHALTE
Autor: Leif Bonorden
In MINT-Studienfächern bestehen Grundlagenmodule häufig aus einer Vorlesung sowie einer Übung, in der ausgewählte Vorlesungsinhalte angewandt oder vertieft werden. Die Themen der zugehörigen Modulprüfung umfassen jedoch grundsätzlich den gesamten Inhalt der Vorlesung, gehen also über die vertieften und eingeübten Inhalte hinaus.
Für ein Bachelormodul „Softwaretechnik“ mit ca. 160 Studierenden habe ich ein Konzept mit freiwilligen formativen Prüfungselementen entwickelt, das insbesondere die Vorlesungsthemen aufgreift, die nicht in der Übung vorkommen: Jeder Vorlesungstermin wird durch einen kurzen, automatisch ausgewerteten Online-Selbsttest ergänzt, der Wissen und Verständnis abfragt (Lernzielstufen 1 und 2). Nach Abschluss eines Themengebiets über 3–4 Wochen können die Studierenden zudem eine Zusatzaufgabe bearbeiten, die mehrere Vorlesungstermine verknüpft und Aufgaben der Modulprüfungen ähnelt (Lernzielstufen 3und 4). Zu ihrer Bearbeitung dieser Zusatzaufgabe erhalten sie von Lehrenden individuelles Feedback.
Ein Gesamtzyklus des DBR-Projektes umfasst die Durchführung des Moduls in einem Semester. Subzyklen sind die Themengebiete über je 3–4 Wochen. Erkenntnisse aus einem Subzyklus wurden in der Gestaltung der weiteren Zyklen berücksichtigt. Für den Makro-Zyklus erfolgte eine quantitative Evaluation auf Grundlage von Nutzungsstatistiken und Prüfungsergebnissen, die durch qualitative Interviews mit Studierenden ergänzt wurde.
Die automatisch ausgewerteten Selbsttests wurden sowohl semesterbegleitend als auch in der direkten Prüfungsvorbereitung viel und gerne genutzt. Die Zusatzaufgaben wurden von deutlich weniger Studierenden bearbeitet – diese bewerteten die Zusatzaufgaben sowie das individuelle Feedback dazu aber sehr positiv.
BRAIN BASICS & TRAINING: GROSSGRUPPEN-ONLINE-WEITERBILDUNGEN FÜR ÄLTERE
Autorinnen: Birgitta Burger / Alexandra Skubacz-Feucht
Das Gasthörenden- und Seniorenstudium (GHS) der Leibniz Universität Hannover ermöglicht die Teilhabe an universitärer Weiterbildung, wobei Gasthörende ausgewählte Fakultätsveranstaltungen aus dem regulären Studienbetrieb sowie speziell für Ältere konzipierte Weiterbildungen belegen können. Im Zuge der Corona-Bedingungen stellte sich dementsprechend für das GHS die Herausforderung, für Ältere anstatt erprobter Präsenzformat alternative Online-Weiterbildungsangebote bereitstellen und etablieren zu müssen.
Wir haben dies als Ausgangspunkt genommen, um als Tandem sowohl in der Rolle der Lehrenden als auch Forschenden ein Online-Weiterbildungskonzept für Ältere bestehend aus synchronen und asynchronen Elementen zu entwerfen. Die GHS-Veranstaltung startete im Sommersemester 2020 mit einem „Adhoc“-Design (~100 Teilnehmende) und wurde bis zum Sommersemester 2021 insgesamt vier Mal durchgeführt und entsprechend dem DBR-Verständnis iterativ weiterentwickelt. Unser Projekt ist somit auf der Mikroebene anzusiedeln. Zur Ausdifferenzierung des komplexen Design-Gegenstandes „Weiterbildungskonzept“ haben wir eine zweigeteilte Fragestellung gewählt:
Die Frage „Wie können wir Online-Weiterbildungen für Großgruppen interaktiver und kommunikativer gestalten“ bezieht sich v.a. auf die Gestaltung der synchronen Phasen mit dem Ziel, durch geeignete Intervention rein-passives Rezipieren der Teilnehmenden zu reduzieren. Als Interventionsmix zur Aktivierung wurden insbesondere die Elemente Chat, Umfragen, Fragen und Mitmach-Aufgaben genutzt.
Die zweite Frage „Wie können wir den sozialen und intellektuellen Austausch fördern“ zielt auf die asynchronen Phasen ab und soll klären, welche Interventionen dazu beitragen, die Teilnehmenden außerhalb der synchronen Termine einzubinden. Zentrale Design-Elemente waren Begrüßungsnachricht, technische Hilfestellungen, Vorstellungsrunde, Forum, Aufgaben und Fragebögen.
In die Gesamtgestaltung sind als theoretische Grundlagen das 5-Stufen-Modell von Salmon und das ICAP-Modell von Chi & Wylie ebenso wie praktische Erfahrungen, Ergebnisse aus Fragebögen und Artefaktanalysen eingeflossen.
SITUATIONAL INTEREST IM INVERTED CLASSROOM – ENTSTEHUNG VON INTERESSE FÜR LEHR- UND LERNFORSCHUNG IN DER HOCHSCHULDIDAKTISCHEN WEITERBILDUNG
Autorin: Christiane Katz
Lehr- und Lernforschung beantwortet Fragen mit unmittelbarer Relevanz für die (Hochschul-)Lehre. Hochschullehrende kommen jedoch nicht zwingend mit der Disziplin oder ihren Erkenntnissen in Berührung. Didaktische Weiterbildungen greifen zwar auf die Erkenntnisse von Lehr- und Lernforschung zurück. Dennoch behandeln die Teilnehmenden diese in der Regel nicht eigenständig und sehen eventuell auch keinen Anlass, dies außerhalb von angebotenen Weiterbildungen zu tun. Insofern erscheint es sinnvoll, zum einen die aktive Arbeit mit Lehr- und Lernforschung in hochschuldidaktische Kurse zu integrieren und zum anderen Interesse für die Disziplin zu generieren, damit Lehrende sichauch außerhalb von Weiterbildungen damit auseinandersetzen.
Das Design-Based Research Projekt behandelt entsprechend die Frage, wie Interesse für Lehr- und Lernforschung im Rahmen einer hochschuldidaktischen Weiterbildung entstehen kann. Das Konzept der Interessensentwicklung (Hidi & Renninger, 2006) wurde dafür auf einen hochschuldidaktischen Basiskurs für neuberufene Professor:innen an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften übertragen. Ziel war es, in diesem Rahmen ein Flipped Classroom-Konzept einzuführen, das „situational interest“ (Hidi & Renninger, 2006) für Lehr-und Lernforschung zu aktivierenden Methoden fördert.
Mit Hilfe einer Conjecture Map (Sandoval, 2014) wurde das Design des Flipped Classroom-Konzepts weiterentwickelt. Das Projekt durchlief zwei Mesozyklen nach McKenney & Reeves (2019). Die Evaluation erfolgte durch eine Befragung der Teilnehmenden. Der Vortrag stellt – nach einer Einführung in die Problemstellung und die theoretische Grundlage – die Conjecture Map und die gewonnenen Erkenntnisse vor.
DBR-PROJEKT: DER „FALL“ IM WAHLPFLICHTMODUL KLINISCHES RISIKOMANAGEMENT
Autorin: Sünje Prühlen
Die Studierenden erproben im Wahlpflichtmodul Klinisches Risikomanagement des Hamburger Dualen Studiengangs Pflege im 7. Semester die für sie neue klinische Risikoanalyse anhand eines realen Patientenfalls auf Station. Die Lehrenden haben diesen praktischen Anteil nie didaktisch durchdacht; der Durchführungserfolg sprach bis lang für sich. Pflegestudierende brachten ein pflegerisches (ganzheitliches) Fallverständnis mit und waren in medizindidaktischen (diagnose- und therapiefokussierten) Fällen geübt. Die Risikoanalyse führten sie auf dieser Grundlage auf Station durch. Das interdisziplinäre Team forderte das studentische Feedback ein. Dies fiel den Pflegestudierenden den Medizinern gegenüber ungeahnt schwer. Daher entstand die Idee, den interdisziplinären Austausch frühzeitig zu üben: Pflege- und Medizinstudierende sollen im Modul zusammen den Praxisfall analysieren.
Aus dieser interdisziplinären Neuausrichtung wurde ein DBR-Projekt, in dem die Fallanalyse des realen Patientenfalls den Identitätskern bildet. Als theoretisches Erkenntnisinteresse kristallisierte sich das Fallverständnis heraus. Die Pflegedozierenden müssen sich zunächst des pflegerischen Fallverständnisses bewusst werden. Das neue interdisziplinäre Dozententeam (Pflege- und Medizindozierende) muss das reduzierte, medizindidaktische Fallverständnis mit Blick auf die Risikoanalyse überprüfen.
Das Gestaltungsinteresse des DBR-Projekts ist die Vorbereitung sowie inhaltliche und konzeptionelle Umgestaltung des Wahlpflichtmoduls auf Grundlage der beiden Fallverständnisse. Im Projekt wird die Zielfindung, der Entwurf und Teile der Entwicklung des holistischen DBR-Modells bearbeitet.
KULTIVIERUNG EINER COMMUNITY OF PRACTICE VON SPRACHLEHRENDEN IN DEN CORONASEMESTERN
Autorin: Dorle Stecher
Die Coronasemester haben an vielen Hochschulen dazu geführt, dass Lehrende sich intensiv mit dem Thema Digitalisierung der Lehre beschäftigen mussten, so auch an der Technischen Hochschule Lübeck. Am Sprachenzentrum der Hochschule sind wenige festangestellte Lehrkräfte und vergleichsweise viele freiberuflich tätige Lehrbeauftragte tätig. Hierdurch wurde bereits vor Corona eine für Sprachenzentren nicht ungewöhnliche Herausforderung deutlich: die Integration aller in der Lehre tätigen Personen in den fachlichen Austausch und die qualitative Weiterentwicklung der Lehre. Eine weitere Herausforderung, die durch coronabedingte Onlinekurse lediglich deutlicher wurde, bestand in der sinnvollen Aufteilung der Sprachkurse in synchrone und asynchrone Anteile. Diese beiden Herausforderungen habe ich zum Anlass genommen, eine Community of Practice zu etablieren. Die Community of Practice bildete den Gegenstand des DBR-Projektes, die Herausforderungen die Grundlage für erste Designannahmen.
Basierend auf den - hauptsächlich - von Etienne Wenger entwickelten Grundsätzen zur Community of Practice wurde für das DBR-Projekt zunächst die Domain identifiziert. Zu Beginn war dies die Onlinelehre, im Verlauf des Projekts hat sich die Domain jedoch verändert. Neben der Domain sind die großen Elemente die Community, also die Mitglieder,und die Practice, also das Teilen von Wissen, Tools, Methoden, Strategien und Dokumenten. Für beide Elemente wurden Designannahmen formuliert, entsprechende Designsausgearbeitet, umgesetzt und analysiert.
Das Projekt erstreckte sich über drei Semester und war insgesamt sehr iterativ gestaltet. Zwischen den Semestern fanden zusätzliche Analysen über Gespräche und Umfragen statt. Zusätzlich wurden Artefakte und Notizen herangezogen, um neue Herangehensweisen zu entwickeln und zu erproben. Zum Ende des Projektes erfolgten semistrukturierte Interviews, die eine Neuausrichtung der Community zur Folge hatten, welche aber nicht mehr Teil des DBR-Projektes ist.
Sommersemester 2021
Kollegiale Beratung in der Ausbildung von Diätassistent:innen digital
Autorin: Jannina Brumm
Das Projekt wurde durchgeführt an der BFS Diätassistenz am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. Diätassistent:innen sind Expert:innen und Therapeut:innen für Diätetik und gesunde Ernährung, es handelt sich um einen therapeutischen Beruf. Die Interventionsmethode „Kollegiale Beratung“ ist seit 2015 implementiert, ein Strukturkonzept liegt vor. Unstrukturiert erhobene Rückmeldungen der bisherigen Lernenden sowie Beobachtungen der Lehrenden ergaben Handlungsbedarf.
Mein Projekt habe ich im Rahmen eines systematischen Vorgehens bearbeitet mit dem Ziel, theoriegeleitete Designannahmen einer empirischen Prüfung unterziehen zu können. Hierbei habe ich mich als methodologisches Rahmenkonzept für das holistische Modell von Gabi Reinmann entschieden.
Das Ziel des DBR-Projektes war es, die Akzeptanz der Methode Kollegiale Beratung bei den Auszubildenden zu erhöhen, indem Änderungen an dem Setting während der Praxisphase vorgenommen wurden. Im Zentrum standen dabei Methodenänderung mit digitaler Durchführung.
Die Literaturrecherche bezüglich des Forschungsstandes zur Methode Kollegiale Beratung ergab Erfahrungsberichte sowie empirische Untersuchungen v.a. in sozialen Einrichtungen und an Lehrenden in allgemeinbildenden Schulen. Kollegiale Beratung ist im Ausbildungskontext bislang nur beschrieben für Gesundheits- und Krankenpflege (Roddewig 2014) und hier nur für das Schulsetting, es gibt bislang keine Untersuchungen zum Setting Praxisphase.
Die Entwicklung befasste sich mit der Anpassung von Struktur und Methode auf der Mikroebene der curricularen Konzeption. Die Analyse erfolgte begleitend mittels formativer Evaluation, teilnehmender Beobachtung durch Lehrende, geplanter summativer Evaluation und einem Projekttagebuch.
Wie kommt eigentlich das „Design“ in Design-Based-Research?
Autor: Dr. Marc Casper
Design-Based-Research erfreut sich zunehmender Beliebtheit unter Wissenschaftler*innen. Als Forschungs- und Entwicklungszugang lässt sich DBR über eine wachsende Literaturbasis an theoretischen und methodologischen Texten erschließen. Während der Aspekt des „Research“ und der wissenschaftlichen Legitimation häufig unter die Lupe genommen wird, kommt jedoch der Aspekt des „Design“ gefühlt zu kurz – verständlich, da der DBR-Diskurs vornehmlich unter Wissenschaftler*innen stattfindet, nicht unter Designer*innen. Was genau kennzeichnet aber ein „Design“? Welche theoretischen und praktischen Zugänge der Design- und Gestaltungslehre könnten dabei helfen, DBR auch aus der Perspektive der Design-Gegenstände zu konkretisieren und das Handeln von DBR-Akteuren dahingehend zu professionalisieren? Im Videoimpuls stelle ich zunächst meinen persönlichen Zugang vor, Designhandeln im Kontext von DBR-Projekten zu verorten. Im Workshop beschäftigen wir uns mit ausgewählten designtheoretischen Zugängen wie Kompositionslehre und Gestaltgesetzen und diskutieren deren Potenzial für DBR-Projekte.
Entwicklung, Durchführung und Beforschung einer Online-Fortbildung für Lehrende zum angeleiteten Selbststudium
Autorin: Maria Flück
An der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW ist das angeleitete Selbststudium curricular verankert und daher neben dem Präsenzstudium fester Bestandteil in der Hochschullehre. Unter dem angeleiteten Selbststudium werden alle Lehr-/Lernformen zusammengefasst, in denen Arbeitsaufträge in einer bestimmten Zeit und teilweise auch in einer definierten Sozialform zu erfüllen sind (vgl. Landwehr & Müller 2008). Das angeleitete Selbststudium ist für Studierende und für Lehrende mit vielfältigen Herausforderungen verbunden. Dabei tragen die Lehrenden die Verantwortung für die Gestaltung des angeleiteten Selbststudiums durch angemessene Aufgabenstellungen sowie für die Betreuung und es reicht nicht, einfach nur Texte zur Verfügung zu stellen (vgl. Kleß 2016).
Ausgehend von dieser praktischen Problemstellung wurde im Rahmen eines Design-Based-Research-Projektes eine 3-wöchige Online-Fortbildung zum Thema „Angeleitetes Selbststudium" entwickelt, durchgeführt und erprobt. Das Projekt startete im Wintersemester 2019/2020 und umfasst zwei komplette Durchgänge, wobei jeder Durchgang als eigener DBR-Zyklus gestaltet wurde.
Die Fortbildung hat das Ziel, dass die Lehrenden Kompetenzen erwerben, das angeleitete Selbststudium der Studierenden zu initiieren, zu unterstützen und angemessen zu begleiten. Des Weiteren soll die Online-Fortbildung dazu beitragen, dass die Teilnehmenden grundlegende Medienkompetenzen erwerben.
Im Rahmen der Projektkonferenz werden unter Berücksichtigung des generischen Modells von McKenney und Reeves (2012) der Forschungsprozess, die zentralen Erkenntnisse sowie die Implikationen für weitere Durchführungen präsentiert.
„Exploring Intercultural Pe(e)rspectives“ – Ein Virtual Exchange für die Tutor:innen-Qualifizierung
Autorin: Kristina Förster
Interkulturelle Sensibilisierung in der Tutor:innenqualifizierung ist an sich kein neuer Gedanke. Vor allem, wenn es um die Unterstützung internationaler Studierender durch studentische Lehre, Beratung oder Buddy-Programme geht, wird an vielen Hochschulen die besondere Rolle von Tutor:innen als Bezugspersonen auf Augenhöhe erkannt und durch interkulturelle Trainings gefördert. Mit dem digitalen Wandel an Universitäten verändern sich aber nicht nur die Handlungsfelder und Anforderungen für Tutor:innen, sondern auch die Möglichkeiten für ihr eigenes interkulturelles Lernen. In meinem Design-Based-Research (DBR) Projekt bin ich der Frage nachgegangen, wie ein digitales Weiterbildungsangebot für Tutor:innen gestaltet sein muss, um die interkulturelle Kompetenz der Adressat:innen zu fördern. Der Designannahme folgend, dass eigene Lernerfahrungen innerhalb einer digitalen interkulturellen Community eine Voraussetzung für kompetentes Handeln als Tutor:in in einem vergleichbaren Setting ist, habe ich einen Virtual Exchange (VE) für Fach- und SchreibtutorInnen der Uni Würzburg sowie TutorInnen und International Buddys der Universitäten Padua und Caen entlang des holistischen DBR-Modells von Gabi Reinmann entwickelt, umgesetzt und mit einem Mixed-Methods-Ansatz evaluiert.
VE bezeichnet Lernszenarien, die technologiegestützt, transnational ausgerichtet sind und Lernen nach sozialkonstruktivistischen Prinzipien ermöglicht. Erkenntnisse aus der VE Forschung, des Community of Inquiry Ansatz sowie der gestaltungsorientierten Hochschuldidaktik bilden den theoretischen Rahmen meines DBR-Projektes. Eine erste Iteration wurde im November und Dezember 2020 im Rahmen der Erasmus+ Virtual Exchange Initiative umgesetzt. Aus den Ergebnissen eines Pre-Post Fragebogens, einer qualitativen Inhaltsanalyse der TN-Performanz sowie einer Fokusgruppe mit beteiligten KollegInnen, habe ich Gestaltungsprinzipien für zukünftige Iterationen abgeleitet.
Das holistische DBR-Modell von Gabi Reinmann im Projektstudium
Autorin: Dorle Stecher
Dieser Workshop richtet sich vor allem an diejenigen, die das holistische DBR-Modell (Reinmann, 2020) für eigene DBR-Projekte nutzen (wollen), aber auch an Interessierte, die z. B. mit anderen Modellen arbeiten/gearbeitet haben oder noch unentschieden sind. Da für das 2020 veröffentlichte Modell noch keine „Bezugspunkte“, beispielsweise im Sinne von bereits veröffentlichen DBR-Projekten existieren, erscheint der Austausch wichtig – und genau so ist auch die Idee für den Workshop entstanden. Das Ziel ist somit, Fragen, die in der Anwendung des Modells im individuellen Kontext aufkommen, gemeinsam zu diskutieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Die Fragen spiegeln sicherlich den individuellen Stand im Projekt wider; während meine eigenen Fragen derzeit um das Oszillieren zwischen Entwicklung und Erprobung sowie um den Stellenwert der Conjecture Map und Prinzipien wie Slicing und Risking kreisen, ergeben sich an anderen Punkten sicherlich andere Fragen. Der Workshop ist in diesem Sinne absolut offen ausgerichtet. Im Begleitvideo erläutere ich die eigene Fragen und lade Sie/euch ein, Kommentare und Fragen hinzuzufügen und beim Workshop mitzumachen.
Wintersemester 2020/21
Eine Goal-Setting-Intervention zur Entwicklung individueller Lebensvisionen -Konzeption, Durchführung und Beforschung eines digitalen Selbstlernformats anhand des Design-Based-Research-Ansatzes
Autor: Jan Knauer
Junge Menschen in Deutschland werden selten angeleitet, ernsthaft darüber nachzudenken, was sie mit ihrer Lebenszeit anfangen wollen: Welche Vision sie für ihr Leben haben, welchen Zielen sie entgegenstreben wollen – welche Person sie sein wollen. Interventionen, die Studierende dazu veranlassen, schriftlich über die Vision ihres Lebens und ihre Ziele für die kommenden Jahre nachzudenken und einen detaillierten Plan zu entwerfen, zeigten hingegen beachtliche positive Effekte wie höhere Motivation, mehr Klarheit über die eigene Zukunft, gesteigertes Wohlbefinden, größerer Studienerfolg und eine Verringerung der Studienabbruchrate.
Zunächst lediglich als theoretische Masterarbeit angelegt, wurde in dessen Rahmen eine Lehrintervention basierend auf der Goal-Setting-Theorie mittels Design Based Research (DBR) entwickelt, in Form eines digitalen Selbstlernkurses erstmalig im Sommersemester 2020 eingesetzt und dessen Effekte für die Teilnehmer in einem mixed-methods-Ansatz beforscht. Der erste Zyklus im DBR-Rahmen zeigte, dass es sich um eine auf solider Forschungsgrundlage basierende, skalierbare Intervention handelt, die bei den Studierenden Effekte wie mehr Klarheit über die Zukunft und eine gestärkte Allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung zeigte.
Gemäß dem DBR-Ansatz kann die Gestalt des Kurses aufgrund der erhobenen Daten nun in zukünftigen Zyklen beforschend modifiziert werden. Denn kurze, psychologisch fundierte Interventionen – sogenannte „wise interventions“ – können große und anhaltende positive Effekte für die Studierenden haben, gerade in Hochschulen. Sie können mit verhältnismäßig kleinen Interventionen wie dieser hier vorgestellten dazu beitragen, bei ihren Studierenden eine Aufwärtsspirale in Gang zu setzen, die entscheidend für ein erfolgreiches und sinnerfülltes Leben sein kann.
Die Umstellung des Moduls „Fundamentals in Microeconomics and Institutional Economics“ auf ein Inverted Classroom-Modell – ein Design Based Research-Projekt
Autor: Dirk Sauerland
Dieses Design Based Research-Projekt beschreibt die verschiedenen Phasen der Umstellung eines Pflichtmoduls, das im englischsprachigen, interdisziplinären Masterstudiengangs „Philosophy, Politics, and Economics MA“ angeboten wird.
Der DBR-Ansatz war zyklisch angelegt und beinhaltetet drei Schritte: die Analyse der Ausgangssituation, das theoriebasierte Design des ICM-Prototyps und die anschließende Evaluation dieses Prototyps (McKenney/Reeves 2018). Innerhalb dieses Makro-Zyklus für den Gesamtkurs gab es wiederholte Mikro-Zyklen, die für die einzelnen Veranstaltungen durchgeführt wurden.
Neben der Vermittlung der fachlichen Grundlagen der Mikroökonomik und der Institutionenökonomik sollten u.a. folgende Ziele mit der Umstellung erreicht werden:
Die Teilnehmer sollten durch kollaboratives Lernen die Vorteile einer engen Zusammenarbeit erfahren.
Das interkulturelle Peer learning sollte gefördert werden, um Modelle aus unterschiedlichen Perspektiven kritisch zu hinterfragen und anwenden zu können.
Studierende, die in ihrem Erststudium in einem eher rezipierende Lernstil sozialisiert wurden, sollten schnell an einen aktiven Lernstil herangeführt werden.
Die Ergebnisse der Evaluationen zeigten, dass die genannten Ziele erreicht werden konnten. Zusätzlich ergaben sich durch die spezifische Konstruktion des ICM zwei interessante Erkenntnisse. Zum einen zeigte sich, dass ein erfolgreiches ICM auch mit Videos gestaltet werden kann, die nicht vom Dozierenden der Präsenzphase produziert wurden. Zum anderen war festzustellen, dass die Nutzung der alternativ in der Vorbereitungsphase bereitgestellten Medien (Videos bzw. Texte) nicht im Sinne eines „entweder oder“ erfolgte. Vielmehr wurden von vielen Studierenden beide Medien zur Vorbereitung auf die Präsenzphase genutzt.
Sauerland, D. (2023). Die „Grundlagen der VWL“ anders vermitteln: Wie ein Flipped Classroom im Design Based Research-Ansatz entsteht. In F. Birke, T. Kaiser, L. Oberrauch & B. Remmele (Hrsg.), Ökonomische Bildung als Allgemeinbildung (S. 155–176). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-38560-6_12
Aus vielen Ideen wird ein Programm. Weiterentwicklung eines Verfahrens zur Planung hochschuldidaktischer Fortbildungen
Autorin: Meike Siegfried
An der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) wird im Rahmen eines Qualitätspakt Lehre-Projekts seit 2012 ein hochschuldidaktisches Weiterbildungsprogramm angeboten, das von allen Lehrenden der Hochschule wahrgenommen werden kann. Als Programmverantwortliche nutzten wir bislang mehrere Quellen zur Generierung möglicher Themen für unsere Veranstaltungen, u.a. fortlaufende Befragungen der Zielgruppe sowie regelmäßige Recherchen in hochschuldidaktischen Programmen anderer Anbieter.
Die unterschiedlichen Wege der Themenfindung sorgen dafür, dass es an Ideen und Vorschlägen nicht mangelt. Jedoch fehlte uns bislang ein geregeltes Verfahren zur Gestaltung des Programms, das erstens eine transparente und effiziente Prüfung der Ideen auf ihre Passgenauigkeit hinsichtlich der Ziele unseres Angebots ermöglicht und zweitens dazu beiträgt, Kommunikationsprozesse mit Lehrenden, Trainer*innen und internen wie externen Kooperationspartner*innen bei der gemeinsamen Planung von Veranstaltungen stärker zu systematisieren und so zu vereinfachen.
Im Zuge des Design-Based Research-Projekts haben wir auf Basis einer Literaturstudie sowie der Ergebnisse von Umwelt- und Dokumentenanalysen ein Lehrkompetenzmodell entwickelt, das als neue Planungsgrundlage fungiert. Deren Einsatz in unterschiedlichen Entscheidungs- und Kommunikationssituationen erlaubt uns erste Hinweise darauf, inwieweit die Orientierung an einem gemeinsam erarbeiteten Verständnis von Lehrkompetenz andere Quellen für die Programmplanung sinnvoll ergänzen kann, wo neue Herausforderungen entstehen und welche Rahmenbedingungen und Faktoren letztlich darüber entscheiden, wie praxistauglich ein solches Planungskonzept und -verfahren insgesamt ist.
Denkt-mal-nach-Karten als innovative Lernmaterialien für philosophische Seminare
Autorin: Alice Watanabe
„Was gefragt ist, ist die Erfahrungen des Denkenkönnens, der intellektuellen Selbständigkeit […]. Warum sind denn in öffentlichen Beratungs- und Entscheidungsprozessen die Philosophen so wenig gefragt? Weil von ihnen […] einfach nichts mehr erwartet wird: was sollten die, die alle Kant-Kommentare kennen, denn auch sonst noch zu sagen haben“ (Schnädelbach 28: 283).
Kritisches und eigenständiges Denken gilt als Leitkategorie (vgl. Europäische Kommission 2008) und „Leitziel der Lehre“ (Kruse 2010: 77), wodurch es als übergeordnetes Bindeglied zwischen den Disziplinen angesehen werden kann (vgl. ebd.). Vor allem in der Philosophie wird der Tätigkeit des Denkens ein hoher Stellenwert beigemessen. Allerdings wird das Denken in philosophischen Seminaren teilweise durch eine Fokussierung der Literaturanalyse von Klassikerschriften überschattet (vgl. Schnädelbach 1987: 279-284).
In meinem DBR-Projekt setze ich an dieser Überlegung an und untersuche die Frage: Wie können innovative Lernmaterialien für philosophische Seminare zur Auseinandersetzung und Vermittlung der Tätigkeit des Denkens auf Basis von philosophischen und didaktischen Überlegungen entwickelt werden?
Als Intervention werden philosophische Ideen aus drei platonischen Dialogen in didaktischen Lernmaterialien rekonstruiert, die es den Studierenden ermöglichen, die Merkmale des Denkens anhand von Metaphern zu erforschen. Im Mittelpunkt der Denkt-mal-nach-Karten stehen die Spitznamen des Sokrates‘ –Stechmücke (Apologie: 30e-31a), Hebamme (Theaitetos 150b-c) und Zitterrochen (Menon: 80c-d) –, welche durch visuelle Darstellungen und gezielte Aufgaben den Studierenden die Merkmale des Denkens vermitteln. Durch eine erste Pilotstudie mit Studierenden der Medienproduktion sowie durch fokussierte Interviews mit Dozierenden aus der Philosophie wird anschließend der Prototyp in einem iterativen Prozess geprüft und kontinuierlich angepasst.
Von der Präsenz zum Digitalen -Entwicklung eines digitalen Lehrkonzepts in der hochschuldidaktischen Weiterbildung
Autorin: Katharina Zickwolf
Der digitale Wandel stellt die Hochschulen vor die Herausforderung, durch die Entwicklung von Strategien und Rahmenbedingungen diesem auf technischer, organisatorischer und kultureller Ebene zu begegnen. Die pandemiebedingte Umstellung der Lehre im Sommersemester 2020 auf digitale Lehre führte dabei zu einer erheblichen Beschleunigung dieses Wandels und bildet damit die Ausgangslage für das hier vorliegende DBR-Projekt, welches an der TU Braunschweig entwickelt wurde.
In der Annahme, dass die Lehrkompetenz der Lehrenden einen hohen Einfluss auf die Qualität der Lehre hat, aber nicht alle Lehrenden über ausreichende Kompetenzen in der Planung und Umsetzung von digitalen Lehrkonzepten verfügen, ging das Projekt der Frage nach, wie ein digitales Lehrkonzept (Webinar) zur Vermittlung von grundlegenden Methoden und Tools zur Umstrukturierung von Präsenzseminare in digitale Formate für Lehrende gestaltet sein kann. Die theoretische Rahmung wurde aus Theorien und Erkenntnissen der (gestaltungsorientierten) Mediendidaktik und Hochschuldidaktik bezogen und in die Praxis anhand der Dimensionen im Didaktischen Design, Vermittlungs-, Aktivierungs- und Betreuungsdimension, übertragen. Beruhend auf Eulers Prozessmodell wurde in einem Mesozyklus die Entwicklung, Testung und Evaluation des Designs umgesetzt. In zwei Mikrozyklen wurde dabei ein Webinar für Lehrende konzipiert, umgesetzt und auf Basis der Rückmeldungen und Ergebnisse iterativ weiterentwickelt und anschließend Gestaltungsprinzipien für digitale hochschuldidaktische Weiterbildungsangebote abgeleitet.
Sommersemester 2020
Gemeinsam informiert entscheiden – was Ärztinnen und Ärzte noch lernen können: ein DBR-Projekt
Autorinnen: Dr. Birte Berger-Höger / Dr. Susanne Buhse
Design-Gegenstand: Veranstaltungskonzept
Das Kerncurriculum „Evidenzbasierte Entscheidungsfindung“ des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin soll eine evidenzbasierte (informierte) gemeinsame Entscheidungsfindung (englisch informed shared decision making; ISDM) zwischen Gesundheitsprofessionen und Patient*innen bei gesundheitlichen Problemen fördern. Zunächst soll das Curriculum in einem Fortbildungskurs für Ärztinnen und Ärzte umgesetzt werden. Dieser umfasst sechs Module über vier Tage mit einer eingebetteten E-Learning-Phase. Ziel des Kurses ist, dass die Teilnehmenden ihr eigenes Handeln kritisch reflektieren und langfristig das Gelernte in die eigene Praxis integrieren.
Dieses Design-Based-Research (DBR) Projekt fokussiert die Entwicklung und Überprüfung von Designelementen zur Förderung des Reflexionsprozesses und der Übertragung des Erlernten auf Fragestellungen aus der klinischen Praxis der Zielgruppe.
Das Projekt umfasst einen DBR Mesozyklus. 1.) Exploration und Analyse: Obwohl gesetzlich verankert, findet ISDM in der Praxis nicht statt. Mit Hilfe der Theorie des geplanten Verhaltens wurden Faktoren analysiert, welche die Ausübung von ISDM beeinflussen. 2.) Design und Entwicklung: Als Designelemente wurden u.a. eine Fallstudie sowie Transferaufgaben entwickelt, welche die Einstellung zu ISDM und die wahrgenommene Verhaltenskontrolle (Wissen und Fertigkeiten in ISDM) entsprechend der Theorie des geplanten Verhaltens fokussieren. 3.) Evaluation und Reflexion: Der Kurs wurde mit 29 Teilnehmenden in Halle und Berlin getestet. Mittels Beobachtung und Fokusgruppeninterviews wurden die Designelemente überprüft. Insgesamt zeigten die Teilnehmenden einen Zuwachs an Kenntnissen und Fertigkeiten in der Methode der evidenzbasierten Medizin. Die Designelemente regten zudem zur Reflexion an, machten aber gleichzeitig Barrieren bei einer möglichen Übertragung des Erlernten in den Praxisalltag deutlich. Revisionsbedarf und Vorschläge zur Optimierung wurden abgeleitet.
Schlagwörter: Curriculumentwicklung, Medizin, Weiterbildung
OnBoarding-Veranstaltungen für neuberufene Professor/innen als Element der Lehrkompetenzentwicklung an Fachhochschulen
Autorin: Jana Halgasch
Design-Gegenstand: Veranstaltungskonzept
Der Integration und Sozialisation von neuberufenen Professor/innen an bzw. in Hochschulen kommt eine große Bedeutung zu. Insbesondere kann ein gezieltes Onboarding dazu führen, neuberufene Lehrende von Beginn an auf Ziele der Organisation hin zu sensibilisieren. Im Fall des hier vorliegenden DBR-Vorhabens werden drei Zielstellungen im Bereich der Lehre für die HTW Dresden angestrebt:
Ansprechpartner/innen und Ziele im Bereich der Lehre kennen
Zielkonzepte/Lehrformen der HTW Dresden einsetzen
Constructive Alignment anwenden und reflektieren können
Die HTW Dresden ist eine Hochschule für angewandte Wissenschaften, was für Lehrende eine entsprechend hohe Lehrlast bedeutet. Umso bedeutsamer ist es, Lehrende auch bereits von Beginn ihrer Lehrtätigkeit an in der Weiterentwicklung ihrer Lehrkompetenz zu unterstützen.
Im Rahmen des DBR-Vorhabens wurde ein Onboarding-Programm für neuberufene Professor/innen für den Bereich Lehre konzipiert, in zwei DBR-Zyklen erprobt und überarbeitet. Die daraus gezogenen Schlussfolgerungen werden ebenso im Vortrag thematisiert, wie das Vorgehen im Rahmen des DBR-Projektes und die Darstellung verwendeter Forschungsmethoden. Im Designprozess und während der Durchführung wurden regelmäßig Meinungen von Kolleg/innen, Vorgesetzten und am OnBoarding-Prozess beteiligten Peers erhoben und flossen iterativ in die Entwicklung ein. Darüber hinaus wird im Vortrag betrachtet, ob die mit dem Vorhaben verbundenen Zielstellungen mit der gestalteten Intervention erreicht werden konnten.
Die Arbeit lässt sich, neben der methodologischen Rahmung durch den DBR-Prozess, in einen hochschuldidaktischen Kontext einordnen und enthält ganz selbstverständlich auch Querbezüge zur Hochschulforschung.
Schlagwörter: Lehrkompetenz, Hochschuldidaktik, Fachhochschule
„Offene Werkstatt OPAL‘‘ – Entwicklung und Durchführung eines Austauschformates für das Lern-Management-System der HTW Dresden
Autor: Thomas Heider
An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden ist der Nutzungsgrad des Lern-Management-Systems OPAL in der Lehre in den letzten Jahren auf fast 90% gestiegen. Damit verbunden ist auch ein enormer Anstieg an Unterstützungsbedarf. In einer dazu durch das Prorektorat Lehre durchgeführten Bedarfsabfrage an den Fakultäten wurde vielfach der Wunsch nach mehr kollegialem Austausch angegeben. Vom Prorektorat erhielten die Mitarbeiter des Bereichs Hochschuldidaktik/Digitalisierung die Aufgabe ein neues Angebot zu schaffen, um Lehrenden zum Thema OPAL den gemeinsamen Austausch zu ermöglichen. Ziel des Projektes im Rahmen des MHE-Moduls 2 war die Konzeption und Umsetzung eines solchen Angebotes, der „Offenen Werkstatt OPAL“, auf Basis des Design-Based Research-Modells von McKenney und Reeves. Aus theoretischer Sicht standen dabei die folgenden Fragen im Mittelpunkt:
• Wie sollte ein solches Format didaktisch aufgebaut sein?
• Welche Rahmenbedingungen müssen vorhanden sein, damit ein Austauschformat wie die Offene Werkstatt von Lehrenden angenommen wird?
• Kann ein Format wie die Offene Werkstatt dabei unterstützen, bei Lehrenden ein Bewusstsein für das Lern-Management-System zu erzeugen und sie in den kollegialen Austausch bringen?
Im Projekt wurde ein kompletter Makrozyklus durchgeführt. Im Beitrag zur Projektkonferenz sollen zunächst die einzelnen Mikrozyklen näher beleuchtet und der Schwerpunkt anschließend auf Mehrwerte und Herausforderungen durch den Design-Based Research-Ansatz gelegt werden.
Wissenschaftliches Arbeiten
Autorin: Dr. Nicole Hermannsdörfer
Design-Gegenstand: Veranstaltungskonzept
Die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten gilt als Schlüsselqualifikation. Eine Studentin beschrieb dieses Können einmal in folgendem grundlegenden Satz:
„Beim wissenschaftlichen Arbeiten lerne ich, wie ich sowohl im Studium als auch später im Berufsleben zu verlässlichen Aussagen komme und wie ich diese darstellen kann.“
Ähnlich wie an anderen Hochschulen wird auch in Coburg wissenschaftliches Arbeiten entweder in dafür ausgewiesenen Veranstaltungen oder als Teil in anderen Kursen gelehrt. Was ist Wissenschaft? Wie schreibt man eine Hausarbeit? Welche Methode soll zur Ausarbeitung des Themas verwendet werden? Wie werden wissenschaftliche Ergebnisse dargestellt?...
Doch gerade bei explizit ausgewiesenen Kursen zum Wissenschaftlichen Arbeiten stehen Lehrende und Studierende vor großen Herausforderungen. Studierenden fällt es gerade zu Beginn des Studiums schwer, die Relevanz eines solchen Kurses zu erkennen. Daher werden sie von den Lehrenden oft als unmotiviert wahrgenommen, es wird bemängelt, dass kaum „gute“ wissenschaftliche Arbeiten entstehen. Gleichzeitig besteht auf Seite der Lehrenden oft Unsicherheit über das geforderte Leistungsniveau sowie Art und Umfang der Betreuung.
Ausgehend von dieser praktischen Problemstellung bzw. der Diskrepanzerfahrung wurde der Kurs zum Wissenschaftlichen Arbeiten zum Wintersemester 2019/20 umgestaltet. Der Vortrag gibt einen Einblick in den (Um-)Gestaltungsprozess des Kurses: In welchen Schritten und mit welchen Interventionen wird die Praxis verändert? An welchen Stellen haben wissenschaftliche Erkenntnisse die Design-Entscheidungen beeinflusst? Wo wurde praktischen Erwägungen der Vorzug gegeben? Und schließlich: Welche Erkenntnisse stehen am Ende des 1. Zyklus? Was ergibt sich daraus für das Redesign?
Schlagwörter: Wissenschaftliches Arbeiten, Inverted Classroom
Flipped Counseling
Autorin: Dr. Katharina Prinz
Design-Gegenstand: Veranstaltungskonzept
Beim vorliegenden Forschungsprojekt handelt es sich um die didaktische Umgestaltung der Studiengangsberatung im Magisterstudiengang Ev. Theologie. Ausgangspunkt war die Evaluation des Studiengangsentwicklungsgesprächs mit Studierenden im Rahmen der Reakkreditierung: Gelobt wurden die umfassende individuelle Beratung und kritisiert die fehlende Transparenz sowie spärlich zugängliche Informationen über den Studiengang.
Die Studiengangsberatung vermittelt nicht nur Kenntnisse über die Studienordnung, sondern beantwortet auch individuelle Anfragen zur Studien- und Prüfungsgestaltung. Einmal pro Woche wird eine Sprechstunde angeboten, die zum einen sehr ausgelastet ist und zum anderen Informationen über den Aufbau des Studiums ständig wiederholen muss. In der Folge hat man wenig Möglichkeit und Zeit, individuelle Fragen zu besprechen und Studierende situiert zu beraten.
Um dieses Problem zu lösen, habe ich mich am Inverted bzw. Flipped Classroom Model (ICM) als Kernidee für das Design einer Intervention orientiert. Das traditionelle ICM wird zur Umkehrung der üblichen Lernaktivitäten außerhalb und innerhalb der Lehrveranstaltung genutzt. Analog dazu habe ich das Konzept für ein Flipped Counseling entwickelt. Die Vermittlung von Informationen über den Studiengang, die üblicherweise in der Beratung (in Präsenz) erfolgt, wird nach diesem Konzept in Form eines Screencast-Videos verfügbar gemacht, das die Studierenden selbständig rezipieren. So steht in der Präsenzberatung mehr Raum für individuelle Rückfragen und Vertiefung des Studienverlaufs zur Verfügung. Das Konzept des Flipped Counseling steht auf zwei konzeptionellen Säulen: zum einen Beratung und Coachings und zum anderen medienvermittelte Kommunikation.
Schlagwörter: Studiengangsberatung, Inverted Classroom
Positive Erwartungen und Erfahrungen zur Reduktion von Prüfungsstress nutzen
Autorin: Dr. Katharina Schmidt
Design-Gegenstand: Lehr-Lernkonzept
Studierende in Prüfungsvorbereitungsphasen leiden häufig unter Stress, Angst und schlechtem Allgemeinbefinden. In dem vorliegenden Projekt sollte ein Konzept erarbeitet werden, wie die Zeit der Prüfungsvorbereitung für Studierende (Gestaltungsgegenstand) positiver gestaltet und der Prüfungsstress reduziert werden kann.
Placeboeffekte konnten bereits in verschiedenen klinischen Symptomen, u.a. Stress, Angst und Depression, nachgewiesen werden. Diskutierte Wirkmechanismen sind hierbei positive Erwahrung und Erfahrung (Konditionierung). Die Gabe dezeptiver Placebos ist jedoch mit erheblichen ethischen Bedenken verbunden. In einer randomisierten, kontrollierten Studie untersuchten wir daher den Einfluss einer offenen Placebogabe (Open-Label Placebo, OLP) auf Stress und das allgemeine Befinden während der Prüfungsvorbereitung und das Prüfungsergebnis bei Medizinstudierenden. Es zeigte sich reduzierter Stress und Depression in den Studierenden, die OLP einnahmen. Darüber hinaus wiesen diese Studierenden ein besseres Prüfungsergebnis auf, wenn sie eine positive Erwartung an die OLP Einnahme hatten.
In einem nächsten Schritt erstellten wir ein an Studierende adressiertes Video, um ihnen die Wirkung positiver Erwartung und Erfahrung (Prinzipien) auf ihr Befinden in der Prüfungsvorbereitungsphase zu erläutern und dieses so zu verbessern. Das Video erläutert die Wirkmechanismen des Placeboeffekts, berichtet die Ergebnisse der OLP-Interventionsstudie und zeigt auf, wie die Studierenden positive Erwartung und Erfahrung persönlich und individuell abgestimmt nutzen können, um u.a. ihren Prüfungsstress zu reduzieren. In einem fiktiven nächsten Schritt soll das Video in Studierenden verschiedener Populationen angewandt und hinsichtlich des Befindens in Prüfungsvorbereitungsphasen evaluiert werden.
Schlagwörter: Prüfungsstress, Reflexion
Lernprogramm in der Statistik - Lernen mit unvollständigen Lösungsbeispielen und elaboriertem Feedback
Autor: Steven Schuhmacher
Design-Gegenstand: Digitales Werkzeug
Das Ziel in diesem Forschungsprojekt war es, die Leistungen der Studierenden in dem Modul Statistik, insbesondere bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu verbessern und entsprechende Gestaltungsprinzipien zu generieren. Um diese Kombination aus praxisrelevanter und theoretischer Zielsetzung zu erreichen, wurde das Projekt nach dem Ansatz des Design-Based Research durchgeführt. Dabei wurde sich an dem Modell von Dieter Euler (2014) orientiert. In diesem Projekt wurde ein Lernprogramm für die Selbstlernphase der Studierenden entwickelt, dass in die Lernplattform Moodle eingebunden wurde. Folglich konnte die Studierenden selbstständig entscheiden, ob sie es beim Lernen bzw. der Klausurvorbereitung nutzen möchten. Der didaktische Fokus im Designprozess des Lernprogramms lag auf dem Einsatz von unvollständigen Lösungsbeispielen und von elaboriertem Feedback. Bei der Evaluation wurden die statistischen Daten von Moodle und der Klausur, sowie die erfassten Daten mittels einem Online-Fragebogen ausgewertet. Die Evaluationsergebnisse nach dem ersten absolvierten Zyklus zeigen, dass die Studierenden, die das Lernprogramm genutzt haben, besser in der Wahrscheinlichkeitsrechnung abschneiden, als diejenigen die es nicht genutzt haben. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass das elaborierte Feedback einen großen Mehrwert für die Studierenden darstellt. Im Gegensatz dazu haben sich bei den unvollständigen Lösungsbeispielen drei Gruppen von Studierenden herauskristallisiert. Die erste Gruppe hat die unvollständigen Lösungsbeispiele nicht genutzt, die zwei Gruppe fand diese hilfreich und die dritte Gruppe fand diese nicht hilfreich. Dieser Sachverhalt wird im zweiten Zyklus des Design-Based Research näher untersucht.
Schlagwörter: Informatik, Statistik, digitale Lerninhalte
Wintersemester 2019/20
Curriculum- und Qualitätsentwicklung im Rahmen einer betrieblichen Weiterbildung für sozialpädagogisches Personal an Hamburger Ganztagsgrundschulen
Autor: Robert Boden
Design-Gegenstand: Veranstaltungskonzept
Hintergrund: Ende des Schuljahres 2012/2013 sind alle Grundschulen in Hamburg in Ganztagsschulen umgewandelt worden; in der Regel übernehmen Kinder-und Jugendhilfeträger ab 13:00 Uhr die Bildung und Betreuung am Nachmittag. Ich arbeite in diesem Bereich als Ausbildungs-und Weiterbildungsreferent. Da das sozialpädagogische Personal zumeist über keine fachliche Qualifizierung für die Unterstützung der Kinder bei Schulaufgaben und Lernzeiten verfügt, begann ich mit der Konzeption einer entsprechenden Weiterbildung, um diesen Arbeitsschwerpunkt zu professionalisieren.
Rahmenbedingungen und Bildungsanliegen: Zu berücksichtigen galt es dabei sowohl trägerinterne Vorgaben, wie beispielsweise der begrenzte Zeitumfang und der Verzicht auf klassische Prüfungsverfahren, als auch Besonderheiten bei der Zielgruppe (große Heterogenität bezüglich der Vorbildung). Ergänzt durch den Umstand, dass keine vergleichbare Veranstaltung als Referenzmuster vorlag, ergaben sich hieraus die folgenden beiden Bildungsanliegen meines Projekts:
1) Curriculumentwicklung: Auf Basis zahlreicher Explorations-, Analyse-und Konstruktionsschritte entwickelte ich die Ziele und Inhalte sowie die Methodik und Struktur der Weiterbildung.
2) Qualitätsentwicklung: Um den Praxistransfer –insbesondere die anvisierte praktische Handlungskompetenz –überprüfen zu können, war es notwendig, eine angepasste Evaluationsmaßnahme (als Intervention) zu konzipieren.
Schlagworte: Curriculumsentwicklung, Sozialpädagogik, Weiterbildung
Wie geht Wissenschaft mit DBR -eine Annäherung anhand einer Intervention zur Betreuung von Bachelor-Abschlussarbeiten
Autor: Dominikus Herzberg
Design-Gegenstand: Veranstaltungskonzept, Digitales Werkzeug
Was ist Design-BasedResearch (DBR)? Und weil es mir dringend daran fehlt: Wie kann ich Praxiserfahrungen zu DBR sammeln? Zur ersten Frage fanden ein Kommilitone und ich zueinander. Wir versuchten uns in der kritischen Auseinandersetzung mit der Literatur ein Verständnis zu DBR zu erarbeiten und entdeckten dabei eine Arbeit von Karl-Heinz Flechsig aus dem Jahr 1979, die unsere Gedanken sehr gut aufgriff. Gleichzeitig probierte ich unsere Ideen und Erkenntnisse im Frühstadium der Auseinandersetzung aus. Ich entwickelte eine Intervention zur Betreuung von Bachelor-Arbeiten, mit dem Ziel, den Wissenschaftsanspruch an eine Bachelorthesis zu erhöhen –und dabei sollte DBR zum Einsatz kommen. Meine Studierenden führten ihre Bachelor-Arbeiten als DBR-Projekte durch mit zweiwöchigen Betreuungszyklen. Ich begleitete meine Betreuung zur Reflektion und Erkenntnisgewinnung autoethnographisch und wertete die Merkmale der betreuten Arbeiten qualitativ aus. Auf diese Weise konnte ich mich der zweiten Frage nähern und Praxiserfahrungen zu DBR sammeln. Gleichzeitig flossen die Erfahrungen und gemachten Erkenntnisse in die Diskussionen zu DBR mit meinem Kommilitonen ein. Dieser Beitrag zeichnet den Weg der Auseinandersetzung mit DBR nach und stellt die Projektergebnisse im Detail vor.
Schlagwort: Bachelorarbeit, Autoethnographie, Wissenschaftsanspruch
Reflexionskompetenz im Masterstudiengang Schulische Heilpädagogik
Autor: Prof. Dr. Klaus Joller-Graf
Designgegenstand: Veranstaltungskonzept
Reflexion können wir mit Huber (2017) als „Bewusstmachen der Tätigkeit und Erfahrung, der mehr oder oft minder bewusst getroffenen Entscheidungen, des Erkenntnisprozesses und der auf ihn einwirkenden Faktoren“ definieren. Damit kommt der Reflexion bzw. den reflexiven Kompetenzen von Akteuren in anspruchsvollen Tätigkeiten eine große Bedeutung zu. Komplexe Situationen, welche nicht nach bestimmten Vorgaben bewältigt werden können, lassen sich nur über eine hohe Bewusstheit der eigenen Entscheidungs-und Erkenntnisprozesse, sowie einwirkender Faktoren professionell bewältigen. So verstanden ist Reflexion damit auch ein Schlüsselbegriff für lebenslanges Lernen und eine dauernde professionelle Entwicklung. Im Rahmen eines Design-Based-Research-Projekts wird im Masterstudiengang Schulische Heilpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Luzern aktuell ein didaktisches Setting zum Aufbau von Reflexionskompetenz entwickelt. Dieses umfasst drei Phasen, jede Phase wird als eigener DBR-Zyklus gestaltet, wobei natürlich weitreichende Synergien genutzt werden können. Die erste Phase wurde im Herbstsemester 2018 umgesetzt. Im Rahmen eines Moduls im 1. Semester wurde ein Verfahren aufgebaut, eingeübt und mit einem formativen Leistungsnachweis evaluiert. Wichtige methodische Elemente dieser Phase waren die Arbeit mit Annotationen fremder Unterrichtsvideos, Explikationen in Gruppen, das Bewusstmachen subjektiver Theorien und das Formulieren von handlungsleitenden Prinzipien auf einer mittleren Abstraktionsebene. Im Rahmen der Projektkonferenz werden der dazugehörige Forschungsprozess, die zentralen Erkenntnisse sowie die Implikationen für weitere Durchführungen präsentiert. Persönliche Erkenntnisse zum eigenen Verständnis von DBR runden die Präsentation ab.
Schlagwörter: Reflexionskompetenz, Lehrerbildung
Peer Feedback gestalten
Autor: Lukas Musumeci
Design-Gegenstand: Lehr-Lernkonzept
Feedback ist einer der wirkungsstärksten Einflussfaktoren auf das Lernen und eine wichtige didaktische Intervention in der Schreiblehre, insbesondere beim Schreiben in den Fächern. Jedoch fehlt (Fach)lehrenden häufig die Zeit, Textrückmeldung zu geben. AlsAlternative mit vergleichbarem Lernpotential bietet sich Peer-Feedback an. Damit sich dieses Lernpotential entfalten kann, brauchen Studierende Unterstützung. Wie müssen Lehrende also Lernumgebungen gestalten, um lernförderndes Peer-Feedback zu ermöglichen? Dieser Frage ging ich in meinem Desing-Based Research Projekt nach. Für eine zweitägige Einführungsveranstaltung zum Hausarbeiten schreiben in der Rechtswissenschaft habe ich in mehreren Forschungs-und Gestaltungszyklen eine Peer-Feedback Schlaufe entwickelt und beforscht. Ziel war es Gestaltungsprinzipen zu entwickeln, die Lehrenden als Entscheidungshilfen dienen, um Peer-Feedback erkenntnisbasiert in ihrer Lehre einzusetzen und dabei an ihre konkreten Lehr-Lernbedingungen anzupassen.
Hattie, John Lernen sichtbar machen, 3. Auflage (besorgt von Wolfgang Beywl und Klaus Zierer), Baltmannsweiler 2015, 2016 ff. Huisman, Bart et al., The impact of formative peer feedback on higher education students’ academic writing: a Meta-Analysis, Assessment & Evaluation in Higher Education, 44 (2018) 863.
Schlagwörter: Peer Feedback, Schreibdidaktik, Rechtswissenschaften
Wintersemester 2018/19 & Sommersemester 2019
Sichtbarmachen von Qualitäts- und Bewertungskriterien rechtswissenschaftlicher Arbeiten
Autor: Dr. Maik Bäumerich
Design-Gegenstand: Lehr-Lernmethode, digitales Werkzeug
Das Ziel dieses Projekts war, die Lehrveranstaltung –ein Vorbereitungsseminar –so zu gestaltet, dass sie die Studierenden dabei besser unterstützt, inhaltlich gute Seminararbeiten zu verfassen.
Den Ausgangspunkt dieses Projekts bildete die Beobachtung, dass Qualitäts-und Bewertungskriterien rechtswissenschaftlicher Arbeiten nur unausgesprochen und beiläufig vermittelt werden. Deshalb wurden für eine Intervention folgende vorläufige Gestaltungsprinzipien entwickelt: Die Intervention sollte Bewertungs-und Qualitätskriterien sichtbar machen und die Studierenden dazu anregen, sich bereits verinnerlichte Kriterien bewusst zu machen. Das sollte durch die gemeinsame Arbeit an echten Textauszügen geschehen.
Zur Umsetzung wurde, angelehnt an die aus dem betriebswirtschaftlichen Marketing bekannte Choice-Based Conjointanalyse, das Online-Tool „No More Marking“ genutzt. Sechs beispielhafte Textauszüge aus früheren Seminararbeiten wurden dort von den Seminarteilnehmenden mehrfach vergleichend bewertet und so eine Rangfolge der Auszüge gebildet. Diese Rangfolge wurde im ersten Präsenztermin dafür genutzt, über die möglichen Qualitäts-und Bewertungskriterien zu diskutieren, die zu der Rangfolge geführt haben können.
Nach einem ersten Durchlauf zeigte sich, dass die technische Umsetzung ohne Schwierigkeiten verlief. Auch die Mitarbeit der Studierenden war ausreichend gut. Anhand der erstellten Reihenfolge entwickelte sich eine Diskussion über Gütekriterien rechtswissenschaftlicher Arbeiten. Die Gestaltungsprinzipien haben sich für diesen Durchlauf also bewährt.
Eine Projektbeschreibung mit dem Schwerpunkt auf der praktischen Umsetzung erscheint unter dem Titel
„Propädeutisches Seminar in der Rechtswissenschaft. Reflexion von Bewertungs-und Qualitätskriterien rechtswissenschaftlicher Texte durch ‚comparative judgement‘“ in Schmohl/To (Hrsg.), Hochschullehre als reflektierte Praxis. Fachdidaktische Fallbeispiele mit Transferpotenzial (TeachingXchange, Band 1), Bielefeld (wbv media), 2019.
Schlagworte: Rechtswissenschaft, Schreiben, Gütekriterien, Peer-Review, Online-Tool
Ein interdisziplinäres Praxisprojekt zur Stärkung der Transferkompetenz
Autor: Dr. Jan Knauer
Design-Gegenstand: Veranstaltungskonzept
Viele Studierende universitärer Studiengänge sehen die Relevanz des Gelernten für die spätere berufliche Anwendung nicht deutlich genug und fühlen sich durch ihr Studium häufig nicht ausreichend auf die Berufswelt vorbereitet. Lehr-Lern-Formate wie Praxisprojekte mit Partnern aus der Berufswelt, die eine für sie relevante Fragestellung einbringen, ermöglichen den Studierenden die Anwendung ihrer Studieninhalte und Erprobung ihrer bisher vorhandenen Kompetenzen. So können der Anwendungsbezug des Studiums gestärkt und die Transferfähigkeit der Studierenden erhöht werden. Ein solches Lehr-Lern-Format Praxisprojekt, wie es häufig an Business Schools eingesetzt wird, wurde im Wintersemester 2018/19 an der Universität Münster mit dem Design-Based-Research-Ansatz so neugestaltet, erprobt und evaluiert, dass es auch einer interdisziplinär zusammengesetzten Gruppe Studierender aus universitären Studiengängen ohne betriebswirtschaftlichen Bezug dient: Die Studierenden sollten durch die Teilnahme die Anwendungsbezüge ihrer Studieninhalte klarer erkennen und im Allgemeinen ihre Transferfähigkeit stärken. Das Untersuchungsinteresse galt der Frage, wie ein solches interdisziplinäres Praxisprojekt konzipiert und durchgeführt werden sollte, um die Transferkompetenz der teilnehmenden Studierenden zu erhöhen. Welche Eigenschaften zeichnet also ein solches Lehrformat aus, damit es die Transferkompetenz der Studierenden stärkt? In der Präsentation sollen die Erkenntnisse aus der Konzeption, Durchführung und Auswertung dieses neuen Lehrformats vorgestellt werden.
Schlagwörter: Praxisprojekte, Transferkompetenz, Praxispartner
Veränderungen der Studieneingangsphase in einem Bachelorstudiengang Management zur Verbesserung der Kompetenzen in Mathematik
Autor*innen: Prof. Dr. Birgit Wolf und Marius Fahrner
Design-Gegenstand: Lehr-Lernmethode
Abstracts (zwei, da das Projekt zweimal in der Projektkonferenz vorgestellt wurde):
Als Bildungsproblem wurde an einer Hochschule die mangelnde Mathematikkompetenz vieler Studienanfänger festgestellt. Das Defizit konnten während der ersten Semester nicht durch ein zusätzliches Modul Mathematik und auch nicht im Verlauf der Pflichtmodule in Mathematik angeglichen werden. Eine Ausgangsanalyse der vergangenen 10 Jahre stellte bei den Absolventen des Studiengangs Management eine hohe positive Korrelation zwischen der Durchschnittsnote Mathematik und der Studienabschlussnote fest. Es wurde dann weiter der Frage nachgegangen, ob es wirklich die Mathematikkompetenzen sind, die sich positiv auf Studienerfolg auswirken oder ob nicht andere Variablen wie Abiturnote, Alter, etc. originär entscheidend für Studienerfolg sind. Nachdem herausgefunden wurde, dass sich Mathematikkompetenzen positiv auf Studienerfolg auswirken, wurde nach Veränderungspotentialen gesucht. Diese sollten die Leistungen der Studierenden in der Mathematik und in Folge dessen die Leistungen der Studierenden im Studium insgesamt verbessern. Während einer ersten Iteration wurde eine neue Methode eingeführt. Eine qualitative Auswertung zeigte im Nachgang, dass dieAnwendung dieser sokratischen Methode sowohl die Ausbildung fachlicher als auch überfachlicher Kompetenzen (Methoden-, Sozial-sowie Selbstkompetenz) fördern kann. Im weiteren Verlauf wurden dann Modulbeschreibungen angepasst und die sokratische Methode in verschiedenen Modulen genutzt. Diese zweite Iteration wurde quantitativ ausgewertet und das Projekt abgeschlossen. Als Entwicklungskern kristallisierte sich im Laufe des Projektes die Anwendung der sokratischen Methode heraus. Das Hauptaugenmerk der Präsentation liegt auf der Darstellung des Prozesses. Wie greifen Ausgangsanalyse, Iterationen und das Erkennen des Entwicklungskerns ineinander? Welche Herausforderungen gab es während der Durchführung des Design-Based Research Projektes?
Aufgrund der hohen Diversität der Studierendenschaft an deutschen Hochschulen stellt sich die Frage, welche Lehr-und Lernmethoden dazu geeignet sind, einer möglichst großen Anzahl an Studierenden mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen Studienerfolg zu ermöglichen. Hierzu wurde zunächst durch statistische Analysen ermittelt, welches Studienfach der beste Prädiktor für Studienerfolg ist. Es ergab sich, dass dies die Mathematik ist. In der Annahme, dass die Verbesserung der Mathematikkompetenzen der Studierenden zu einer Erweiterung überfachlicher Kompetenzen und in Folge dessen zu größerem Studienerfolg führen, wurde in einem Mathematikseminar eine neue Lehrmethode, die sokratische Methode, angewendet. Es wurde dabei der Frage nachgegangen, ob durch die Anwendung der sokratischen Methode neben den fachlichen Kompetenzen der Studierenden auch die überfachlichen Kompetenzen Methodenkompetenz (Reflexionsfähigkeit, Praxistransfer), Sozialkompetenz (Kommunikationsfähigkeit) sowie Selbstkompetenz (Identität) erweitert werden. Basierend auf der theoretischen Analyse der sokratischen Methode, der Analyse der Methode bezogen auf ein mathematisches Beispiel sowie den Aussagen eines Dozenten und eines Studierenden, die am untersuchten Mathematikseminar teilgenommen hatten, konnte nahegelegt werden, dass die Anwendung der sokratischen Methode neben der Ausbildung fachlicher auch zur Ausbildung überfachlicher Kompetenzen beiträgt und sich somit als Lehrmethode, die sich positiv auf Studienerfolg auswirkt, zu qualifizieren scheint. In einer noch ausstehenden Untersuchung sollen abschließend quantitative Analysen zu der Frage, ob die Anwendung der sokratischen Methode im Unterricht sich positiv auf die Ausbildung überfachlicher Kompetenzen auswirkt, durchgeführt werden.
Schlagwörter: sokratische Methode, Mathematikdidaktik, Studieneingangsphase
Implementation und Evaluation eines Inverted Classrooms in einer Lehrveranstaltung des Studiengangs Medizinische Assistenz-Chirurgie
Autorin: Sabine Mück
Design-Gegenstand: Veranstaltungskonzept
DBR-Profil: Zwei Zyklen, Orientierung an McKenney/Reeves
Abstract: Mit der Einführung neuer berufsqualifizierender Studienabschlüsse ist Employability zu einem zentralen Leitmotiv der Bologna-Reform geworden. An Hochschulen sollte der akademische und nicht auf unmittelbare Verwertung ausgelegte Bildungsanspruch gewahrt, als auch berufsrelevante Kompetenzen vermittelt werden (vgl. Fachgutachten Hochschulrektorenkonferenz, Projekt nexus 2014). Beim vorliegenden Forschungsprojekt handelt es sich um die didaktische Umgestaltung einer 240-minütigen Lehrveranstaltung zum Thema „Blut entnehmen und periphere Venenverweilkanülen legen“ im ersten Semester des Bachelorstudiengangs Medizinische Assistenz-Chirurgie. In dieser Lehreinheit müssen im besten Fall nicht nur fundierte theoretische Kenntnisse vermittelt, sondern ebenfalls praktische Übungen durchgeführt werden, was aufgrund des vorgegebenen zeitlichen Rahmens immer wieder zu unbefriedigenden Lernergebnissen führt. Die Umgestaltung der Lehreinheit nach den Vorgaben des Inverted Classroom Modells (ICM) scheint als Interventionsdesign für dieses Bildungsproblem besonders geeignet. Durch die Umkehrung der üblichen Lernaktivitäten außerhalb und innerhalb des Hörsaals, wird die Vermittlung von Inhalten, die üblicherweise in den Präsenzveranstaltungen stattfindet, in die Selbststudienphase der Studierenden verlegt. Somit steht in der Präsenzphase mehr Raum für Vertiefung, Übung und Auseinandersetzung mit Inhalten zur Verfügung. Im Rahmen des Design Based Research Ansatzes wurde im Projekt unter Berücksichtigung der Phasen des generischen Modells von Mc Kenney & Reeves (2012) das Design einer Intervention gestaltet und evaluiert (2017), auf Grundlage der Ergebnisse re-designt und erneut evaluiert (2018). Hierbei unterstützten Fokusgruppen-Interviews und ein Online-Test jeweils die Fragebogenerhebungen, sodass es am Ende zu einer ausgereiften Intervention kam. Ausgehend von den gewonnenen Erkenntnissen folgt eine Einschätzung bezüglich der Übertragbarkeit des Interventionsdesigns auf andere fachpraktisch ausgelegte Veranstaltungen und möglicherweise die Umgestaltung eines gesamten Moduls im Sinne des ICM.
Schlagwörter: Inverted Classroom, medizinische Assistenz