Lehren und Lernen
Peers sind Profis: Eigenverantwortliches Handeln bei Peer-Schreibtutor:innen
17. Juni 2024, von Lukas Musumeci und Susannah Parker Ewing
Unsere Peer-Schreibberater:innen haben mehrere Rollen und Funktionen inne:
- PST sind Mutmacher:innen: Sie helfen Studierenden, ihre Ängste und Unsicherheiten dem Schreiben gegenüber zu überwinden und Potentiale aufzuzeigen. Sie zeigen ihnen mit konkreten, individuell abgestimmten Methoden Wege, um ins Schreiben zu kommen.
- PST sind Sparringspartner:innen: In einem bewertungsfreien Raum erläutern sie Anforderungen an das wissenschaftliche Schreiben, übersetzen Vorgaben und helfen Studierenden Sprechstundentermine vorzubereiten, indem sie gemeinsam Fragen an die Betreuenden entwickeln und Erwartungen an das Gespräch klären.
- PST sind Feedbackgeber:innen mit Expertise: Hilfreiches Textfeedback basiert auf schreibdidaktischem Wissen, Beratungserfahrung sowie der Kenntnis fachwissenschaftlicher Konventionen. PST können Gelungenes in den Texten von Studierenden erkennen und Verbesserungspotentiale konstruktiv als Hilfe zur Selbsthilfe anvisieren.
- PST sind Vertreter:innen der Institutionen UHH, HUL und Schreibzentrum: Als Multiplikator:innen erhöhen sie die Reichweite und Sichtbarkeit des Schreibzentrums und der Hochschuldidaktik. Obwohl Schreiben eine grundlegende akademische Tätigkeit ist, muss sie in der Lehre häufig vernachlässigt werden. Die PST unterstützen und ergänzen diesbezüglich die curriculare Lehre und unterstützen so die Etablierung einer Schreibkultur, die der Bedeutung des Schreibens im universitären Leben gerecht wird und tragen so zu einer offenen Kommunikation bei, die sich nachhaltig auf Lehre und Wissenschaft auswirkt.
Die Peer-Schreibtutor:innen arbeiten im Schreibzentrum weitgehend selbständig und frei, verfügen über eine relative Zeitsouveränität. Sie verantworten die Inhalte der Beratung und deren Administration, von der Beratungsverteilung über die Organisation des Gesprächs bis hin zur Dokumentation. Man kann ihre Beratungstätigkeit analog zu einem freien akademischen Beruf sehen. Entsprechend bedürfen sie einer professionellen Haltung, um der mit dieser Freiheit korrespondierenden Verantwortung gerecht zu werden. Professionalität verstehen wir als „[d]ie Fähigkeit, bei einer Tätigkeit, Verantwortung zu übernehmen, effektive Arbeitsweisen zu nutzen, mit anderen produktiv zusammenzuarbeiten und Zeit und Aufgaben sinnvoll zu koordinieren“ (Cassner-Lotto 2006:14).
Die Professionalisierung unserer PST ist kein Zufallsprodukt, sondern erwünscht und in Ausbildung und Begleitung angelegt. Die Ausbildung beschränkt sich nicht auf Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern fördert das Herausbilden eines professionellen Rollenverständnisses. Dazu setzen wir reflexives Schreiben als Querschnittstätigkeit ein. Dabei beziehen die PST die Inhalte der Ausbildung auf ihr eigenes Handeln, sowohl als Schreibende wie auch als Beratende. Zudem entwerfen sie einen Code of Professionalism, in dem sie ihre Standards für verantwortungsvolles Handeln als Schreibberater:innen entwickeln. Die Studierenden sollen in der Ausbildung also nicht nur ihre Haltungen und ihr Rollenverständnis implizit herausbilden, sondern sie explizieren und damit sich selbst und anderen gegenüber kommunizierbar und reflektierbar machen.
In ihrer Berater:innentätigkeit fördern wir die Professionalisierung der PST weiter, indem wir sie begleiten und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen. Durch die Begleitung üben wir eine Qualitätskontrolle aus und nehmen unsere Verantwortung für ihre Tätigkeit wahr. Zentral ist dabei die kollegiale Fallberatung als Reflexion der Tätigkeit und Aktualisierung und Abstimmung der professionellen Standards. Wir verstehen Professionalisierung als einen nie abgeschlossenen Prozess, der für die PST Teil ihrer akademischen Bildung ist.