Lehren und Lernen
Von Zuschauern zu Mitspielern: Die Rolle von Studierenden im Feedbackverfahren Teaching Analysis Poll
17. Juli 2024, von Kathrin Schwerin und Jenny Düwel
Feedback- und Evaluationsprozesse bieten Studierenden ein Forum zur Partizipation und Mitbestimmung. Im besten Fall setzt ihre Rückmeldung einen Veränderungsprozess in Gang, der für die laufende Lehrveranstaltung oder die nächste Studierendenkohorte Verbesserungen mit sich bringt. Das gilt für klassische Studierendenbefragungen und Lehrveranstaltungsevaluationen, aber insbesondere auch für das Teaching Analysis Poll (TAP).
Das TAP ist ein moderiertes Feedbackgespräch, das von Mitarbeiter:innen des Teams Evaluation auf Lehrveranstaltungs-, Modul- sowie auf Studiengangsebene in Abwesenheit der Lehrpersonen bzw. der Modul- oder Studiengangsverantwortlichen durchgeführt wird. Der TAP-Prozess besteht aus drei zentralen Elementen: Zunächst diskutieren die Studierenden unter Anleitung von Moderator:innen darüber, welche Aspekte der Lehrveranstaltung ihr Lernen besonders fördern, welche Aspekte es hindern und welche Vorschläge sie zur Verbesserung der hinderlichen Punkte haben. Die Diskussionsergebnisse der Studierenden sind Basis für das Rückmeldegespräch, das die Moderator:innen mit der Lehrperson führen. Den Abschluss des TAP-Prozesses bildet ein Gespräch zwischen der Lehrperson und den Studierenden. Hier kommen Lehrende und Studierende in einen Austausch darüber, welche Veränderungen künftig in der laufenden Veranstaltung vorgenommen werden sollen und können.
Im Vergleich zur klassischen Lehrveranstaltungsevaluation bietet das TAP auf mehreren Ebenen einen Mehrwert. Dadurch, dass die Studierenden gemeinsam überlegen, welche Aspekte der Lehrveranstaltung das eigene Lernen besonders gefördert und gehindert haben, reflektieren sie ihren eigenen Lernprozess. In der Diskussion miteinander erfahren sie, dass sie den Einsatz unterschiedlicher Lehrmethoden mitunter ganz verschieden wahrnehmen: Was für den einen gut funktioniert und das Lernen unterstützt, kann für die andere einen lernhinderlichen Punkt darstellen. Über die Bewertung der Lehrveranstaltung in einer klassischen fragebogengestützten Lehrveranstaltungsevaluation hinaus werden die Studierenden durch das TAP dazu angeregt, ihren eigenen Anteil im Lernprozess zu erkennen und zu gestalten.
Im Nachgespräch mit der Lehrperson erfahren die Studierenden zudem etwas über deren didaktische Entscheidungen, über ihre fachwissenschaftlichen Ziele und Absichten. Als Mitspielende erhalten die Studierenden Einblick in die taktische Ausrichtung und den Aufbau des Spiels. Dass Lehrende und Studierende sich hier über Absicht, Wahrnehmung und Wirkung didaktischer Entscheidungen und Angebote verständigen können, wird gemeinhin als großer Vorteil der TAP-Verfahren gesehen. Im Rahmen der TAP-Methode sind Studierende also besonders gefordert, die Haltung des „Konsumierens“ von Lehre zu verlassen und stattdessen die eigene Rolle im Lernprozess zu reflektieren und wahrzunehmen, die Lehrveranstaltung aktiv mitzugestalten und zu verändern. „Mitspielen statt zusehen“ ist die Devise.
Aus den Überlegungen dazu, welche Wirkung das Teaching Analyis Poll tatsächlich bei Lehrpersonen und Studierenden entfaltet, welche Auswirkungen sich auf die Beziehungen zwischen den Mitarbeiter:innen der Hochschuldidaktik, den Lehrpersonen und den Studierenden ergeben und ob das TAP gar transformatives Lernen befördern kann, ist ein Artikel entstanden, den Sie hier nachlesen können.