Lehren und Lernen
Fachspezifisches Schreiben am Schreibzentrum: Jetzt und in Zukunft
9. Februar 2024, von Fridrun Freise und Mirjam Schubert

Foto: sarah b auf Unsplash
Weil es fächerübergreifende Überzeugungen zum wissenschaftlichen Schreiben, aber viele disziplinäre Ausprägungen gibt, adressiert das Schreibzentrum konzeptionell beide Facetten einer wissenschaftlichen Schreibsozialisation.
Überfachliche Bedarfe werden im zentralen Workshopprogramm oder bei Schreibevents adressiert, disziplinspezifische Ausprägungen in Absprache mit den Fakultäten. Dabei ermöglicht es insbesondere das sogenannte „Schreiben in der Lehre“, die fachlichen Ausprägungen wissenschaftlichen Schreibens nicht abgekoppelt, sondern eingebunden in den disziplinären Arbeitskontext zu erarbeiten. Dass wissenschaftliches Schreiben nicht in Gänze propädeutisch vor einem Studium erlernbar ist, zeigt sich deutlich, wenn beim Schreiben im Seminar die Vernetzung mit disziplinspezifischen Methoden und Selbstverständlichkeiten sichtbar wird.
In der didaktischen Vorbereitung mit den Fachlehrenden stützen sich die Schreibzentrumsmitarbeitenden auf den Ansatz Decoding the Disciplines. Dabei wird professionelles Schreibverhalten zunächst Schritt für Schritt dekodiert und dann in ein didaktisches Szenario übertragen. Ein Durchlaufen der dekodierten Arbeitsschritte macht fachliches Methodenhandeln für die Studierenden in Schreibaufgaben erfahrbar und damit erlernbar.
Jedoch sind bei einer Universität mit 182 Studiengängen an 27 Fachbereichen und fast 43.000 Studierenden für ein Schreibzentrum mit sechs Teilzeitstellen kapazitäre Grenzen gesetzt. Hier könnte ein Ansatz, der in den USA vor beinahe 20 Jahren entwickelt und inzwischen an vielen Hochschulen erprobt und erforscht ist, eine hilfreiche Ergänzung darstellen – das sogenannte Writing enriched curriculum (WEC). 2021 erschien der Band Writing-Enriched Curricula: Models of Faculty-Driven and Departmental Transformation, 2023 ausgezeichnet mit dem Best Book Award des US-amerikanischen Council of Writing Program Administrators, der den aktuellen Stand zusammenfasst. Das WEC ist ein meist von Schreibzentrumsmitarbeitenden moderierter und unterstützter Prozess, in dessen Verlauf Mitglieder eines Fachbereichs oder eines Instituts gemeinsam ein Curriculum erarbeiten, in dem das Lernen des fachspezifischen Schreibens systematisch und strukturiert in die Fachlehre eingebunden ist. Das Ziel ist, dass mehr Studierende die Erwartungen der Fachlehrenden an das jeweilige fachspezifische Schreiben erfüllen. Dies könnte perspektivisch auch für Studiengänge der Universität Hamburg ein Ansatz sein, durch den die fachspezifische Schreibfähigkeit der Studierenden gestärkt werden könnte.