WERT
WERT - Wirkung von Maßnahmen zur Erhöhung der Einschätzung beruflicher und gesellschaftlicher Relevanz in geisteswissenschaftlichen Studiengängen
Mangelnde Studienmotivation ist einer der Hauptgründe für Studienabbrüche. Dabei legen Erwartungs-Wert-Theorien nahe, dass Studierende besonders motiviert sind, wenn sie erwarten, ihr Studium erfolgreich abzuschließen und diesem gleichzeitig einen hohen Wert beimessen. Neben fachlichem Interesse erhoffen sich Studierende vor allem, dass sie durch ihr Studium einen spannenden Beruf ausüben oder zur positiven Entwicklung der Gesellschaft beizutragen können. Insbesondere in den Geisteswissenschaften liegt jedoch kein expliziter Fokus auf der beruflichen und gesellschaftlichen Relevanz des Studiums und ihr hohes motivationales Potenzial scheint bisher nicht vollständig ausgeschöpft worden zu sein. Vor diesem Hintergrund untersuchte das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt WERT verschiedene universitäre Maßnahmen, welche die Relevanz des Studiums sichtbar machen und damit zur Reduzierung des Studienabbruchs beitragen können.
Zu Beginn des Projektes wurden Maßnahmen zur Steigerung der beruflichen und gesellschaftlichen Relevanz von Studierenden der Geisteswissenschaften systematisch gesammelt und synthetisiert. Dabei wurden unter anderem wissenschaftlich publizierte Interventionen zu Employability und Citizenship, randomisiert ausgewählte Lehrveranstaltungen in den Geisteswissenschaften und Angebote von Career-Service Einrichtungen berücksichtigt. Besonders vielversprechende Maßnahmen wurden in einem Open-Access Sammelband vorgestellt. Diese umfassen Nützlichkeitsinterventionen, gesellschaftliches Engagement als Lehrformat, einen Karriereabend für Geisteswissenschaftler*innen, ein Interventionsprogramm zur Reduktion motivationaler Kosten, Forschendes Lernen, eine Vorlesungsreihe zur Klimakrise und die curriculare Einbindung berufsqualifizierender Maßnahmen.
Es zeigt sich, dass Hochschulen viel Aufwand, Zeit und Geld in die Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen zum Thema der beruflichen und gesellschaftlichen Relevanz des Studiums investieren. Gleichzeitig untersuchten allerdings nur wenige Fall- oder Evaluationsstudien ihre Wirkung. Um diese Lücke zu schließen, wurde im zweiten Schritt des Projektes untersucht, welche Maßnahmen und Gestaltungsmerkmale die Einschätzung der beruflichen und gesellschaftlichen Relevanz steigern können. Zwischen April 2022 und Dezember 2023 wurden dazu insgesamt 43 universitäre Veranstaltungen begleitet. Dabei nahmen die Studierenden zu drei Messzeitpunkten (Pre, Post, Follow-up) mittels standardisierter Fragebögen an Online-Befragungen teil. Die Projektdaten wurden über das Forschungsdatenzentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (FDZ-DZHW) zur Sekundärnutzung bereitgestellt.
Die Ergebnisse der Untersuchungen verdeutlichen, dass Studierende der Geisteswissenschaften die berufliche und gesellschaftliche Relevanz ihres Studiums als deutlich geringer wahrnehmen als ihre Kommiliton*innen in anderen Fächern. Dies gilt für die Geisteswissenschaften im All-gemeinen, ist im Bereich der Linguistik und Literaturwissenschaften aber besonders ausgeprägt. Im Verlauf des geisteswissenschaftlichen Studiums nimmt die Relevanzwahrnehmung zudem immer weiter ab. Die Wahrnehmung der beruflichen und gesellschaftlichen Relevanz bietet demnach ein besonders hohes Potenzial zur Verbesserung und ist ein idealer Ansatzpunkt, um die Motivation von Studierenden der Geisteswissenschaften zu steigern. Die Wirkungsanalyse zeigt allerdings, dass eine Steigerung der beruflichen und gesellschaftlichen Relevanz, trotz viel Aufwand von Seiten der Hochschulen, nur durch wenige Maßnahmen erreicht werden konnte. Gleichzeitig ging eine Steigerung der Relevanzwahrnehmung jedoch mit einer Senkung der Studienabbruchsintention einher. Dies unterstreicht erneut, dass effektive Maßnahmen zur Steigerung der Relevanzwahrnehmung ein wirksames Mittel wären, um den Studienabbruch in den Geisteswissenschaften zu reduzieren.