Lehren und Lernen
Das digitale Lehrlabor: Ideen von Lehrenden im Wettbewerb
14. Februar 2023, von Nadia Blüthmann, Mareike Bartels und Julia Pawlowski

Foto: UHH/DDLitLab
Zwei Ziele bilden den Ausgangspunkt für das Projekt „Digital and Data Literacy in Teaching Lab“ (DDLitLab): Zum einen sollen Lehrende dazu befähigt werden, ihre Lehre auch mit digitalen Technologien zielorientiert und zielgruppengerecht zu gestalten. Und zum anderen soll Studierenden ein kritisches und reflektiertes Verständnis von Datenpraktiken und ein mündiger Umgang mit Daten vermittelt werden (Data Literacy). Vor dem Hintergrund dieser beiden Ziele können sich Lehrende aller Fakultäten mit fachbezogenen, interdisziplinären oder transferorientierten Lehrprojekten im Kontext „Digital and Data Literacy“ beim DDLitLab bewerben.
Ein zentrales Kriterium bei der Auswahl der Projekte ist die Ausrichtung auf Bedingungen der Digitalität: Wird schlüssig dargestellt, wie und warum digitale Technologien in der Lehre eingesetzt und dabei physische und virtuelle Präsenz sowie synchrone und asynchrone Aktivitäten kombiniert werden? In der ersten Förderphase wurden 14 Projekte über zwei Semester gefördert, im Dezember 2022 wählte die Jury 17 Projekte für die zweite Förderrunde aus. Wie lassen sich die Lehrkonzepte im Hinblick auf die „neue Präsenz“ einordnen? Lassen sich Gemeinsamkeiten erkennen oder Trends ablesen?
In der Gesamtschau der Projekte fällt zunächst auf, dass die Mehrzahl der Lehrenden nach wie vor auf physische Präsenz in den Seminaren und Vorlesungen setzt. Digitalität wird hier vor allem durch den Einsatz digitaler Tools in den Sitzungen (z.B. Etherpads und Quiz-Abfragen) und die asynchrone Bereitstellung von Lernmaterialien zum Selbststudium umgesetzt. Auch digitale Sprechstunden z. B. für Gruppen- und Einzelberatungen sind häufig Teil der Konzepte. Der „Lernraum“ ist in diesen Projekten also schon von vornherein als erweiterter Raum mit analogen und digitalen, synchronen und asynchronen Elementen konzipiert und entspricht damit dem weiteren Begriff der „hybriden Lernräume“. Die Auslagerung der Inhaltsvermittlung ins Selbststudium bedeutet dabei nicht nur eine Neubewertung der physischen Präsenz, die vor allem für den Austausch und das kollaborative Arbeiten genutzt wird. Auch die Rolle der Studierenden ändert sich, indem sie durch das verstärkte Selbststudium noch mehr Eigenverantwortung für ihren Lernprozess übernehmen (müssen).
Hybridität im engeren Sinne als gleichzeitige physische und digitale Präsenz in den Sitzungen wird in den Lehrprojekten kaum umgesetzt, viel häufiger hingegen eine abwechselnde Durchführung von synchron präsenten und synchron digitalen Treffen. Zukunftsweisend ist dabei, dass die Online-Sitzungen nicht nur aus rein praktischen Gründen durchgeführt werden (z. B. wenn Transferpartner schwer eingebunden werden können oder nicht genügend Computer-Arbeitsplätze zur Verfügung stehen), sondern teilweise auch primär didaktisch begründet sind: Wenn Studierende gemeinsam an Programmiercodes arbeiten oder digitale Handlungspraktiken wie Datenanalysen demonstriert werden, lässt sich das im Modus der digitalen Präsenz mit geteilten Bildschirmen sehr zielführend umsetzen. Breakout-Sessions werden als Möglichkeit gesehen, fruchtbare Zufallsmischungen von Kleingruppen zu erreichen. Umgekehrt werden auch hier die physisch präsenten Sitzungen für jene Inhalte reserviert, für die eine persönliche Anwesenheit sinnvoll ist, z. B. gemeinsames Kennenlernen, die Bildung von festen Arbeitsgruppen, kreative Designprozesse und Diskussionen.
Die hybride Gestaltung von Hochschullehre als didaktisch sinnvolle Kombination von Online- und Präsenzformaten sowie synchronen und asynchronen Elementen erweitert den Handlungsspielraum von Lehrenden und Studierenden signifikant. Die DDLitLab-Projekte vermessen diesen Spielraum, loten die Vorteile und möglichen Kombinationen digitaler und analoger Inhalte aus und tragen damit ein neues Verständnis von Hybridität in die Fächer.
Eine ausführliche Darstellung des DDLitLab sowie Beschreibungen der geförderten Projekte finden Sie unter https://www.isa.uni-hamburg.de/ddlitlab.html.